Argentinien - Routa 3, die Atlantikküste

Tiere!

Endlich sehen wir mal das Wilde Leben Südamerikas live! Wir kommen auf der Peninsula Valdez an. Die einzige asphaltierte Strasse führt nach Puerto Piramides. Ein kleines, sehr touristisches Städtchen mit gerade eben mal zwei Strassen.

Die grosse Attraktion auf der Halbinsel sind die Wale. Sie kommen jedes Jahr hierher, um ihre Babies zur Welt zu bringen. In den beiden riesigen Buchten nördlich und südlich der Halbinsel ist das Wasser sehr ruhig und bietet den Walen ein ideales Revier für die Aufzucht ihres Nachwuchses.

In Puerto Piramides bieten unzählige Unternehmen Bootsfahrten zu den Walen an. Es wurde uns empfohlen eine Sunset-Tour mit einem kleinen Boot zu machen. Die Suche nach einem geeigneten Anbieter ist nicht schwer und bald sind wir fündig. Leider geht aber am selben Tag keine Tour mehr raus und für morgen ist schlechtes „Wal-Wetter“ angesagt. Warten wir also, denn es gibt noch genug zu sehen auf der Peninsula Valdez.

 

Zum Übernachten fahren wir zum Punta Pardenas. Hier sollen die Wale bis ans Ufer kommen und man kann gut übernachten. Kaum da, prusten die ersten Wale bereits zur Begrüssung hohe Fontänen in die Luft. Damit haben wir nicht gerechnet. Die Wale kommen tatsächlich bis auf 20 Meter ans Ufer. Dank des felsigen Vorsprungs, der sich knapp über dem Wasser, weit ins Meer hinaus schiebt und dann senkrecht in die Tiefe abfällt, ist das Wasser hier tief genug für die Tiere.

Mit Kamera und Feldstecher bewaffnet rennen wir los. Klick, klick, klick – ja keinen Moment verpassen! Ganz nah sind die Wale mit ihren Kälbern. Immer wieder verharren sie den Schwanz und die Atemöffnung knapp über dem Wasser, mit durchgebogenem Rücken und lassen die Kleinen säugen.

Weiter draussen schiessen andere Wale der Länge nach aus dem Wasser und platschen mit lautem Donnern zurück. Es ist unglaublich, dass wir das alles selber sehen und so nah erleben dürfen. Wir sind tief beeindruckt.

Langsam wird es spät und wir müssen uns entscheiden, ob wir hier übernachten wollen. Das einzige andere Fahrzeug ist schon abgefahren und wir sind nun alleine. Der Wind hat leicht gedreht und bläst den Strand entlang. Er trägt einen übelkeitserregenden Geruch und viele Fliegen mit sich. Wir machen uns auf die Suche nach der Ursache und finden einige hundert Meter weiter ein totes Wal-Kalb am Strand. Das arme Tier ist verendet, woran wohl? Uns jedenfalls ist der Gestank zu viel und wir beschliessen nach Puerto Piramides auf den Camping zu fahren. Wir sind bereits im Auto, da hören wir ein Knattern, wie von einem alten Kutter. Klar schauen wir zurück – nichts, nur die Wale. Bereits wollen wir den Motor starten, da hören wir ein Trompeten, wie ein altes Nebelhorn. Wieder nichts, nur die Wale.

Nun sind wir neugierig und steigen wieder aus. Wieder das Knattern und Trompeten. Jetzt wird uns klar: es sind die Wale in der Bucht. Laut schallt es über das Wasser und wirft ein Echo von den steilen Klippen der Küste. Es ist gespenstisch und schön. Noch eine Weile lauschen wir dem Gesang, dann entnerven uns die vielen Fliegen und wir fahren los.

 

Der Weg zurück ist eindrücklich. Als wir ankamen schien die Sonne. Nun wirkt es wie ein sehr düsterer, nebliger Herbsttag. Von Westen her trägt der Wind Vulkanasche. 600km ist der Vulkan Puyehue entfernt, dennoch ist die Landschaft wie in dichten Nebel gehüllt. Die Scheibe der Sonne ist nur noch ein matter Ring am Himmel.

 

Am nächsten Tag machen wir die Rundreise auf der Halbinsel. 70 km führt die Piste bis zum Nordende. Hier finden wir eine Seelöwenkolonie. Wie die Maden liegen die Robben am Strand. Leider darf man nicht näher als einige hundert Meter an den Strand. So beschränkt sich unser Aufenthalt im Wesentlichen auf das Beobachten mit dem Feldstecher und einige Photoversuche, auf denen sich aber nur kleine, schwarze Tupfer wiederfinden.

Weiter rumpeln wir die Küstenstrasse entlang einer Seeelefanten-Kolonie. Hier kann man noch weniger nah an die Küste heran und selbst durch den Feldstecher sieht man nur kleine Punkte. Dafür läuft uns ein Fuchs direkt über die Füsse. Wir schauen uns alle drei etwas erschrocken an bevor Meister Reineke gemächlich im Gebüsch verschwindet. Er scheint sich die komischen Zweibeiner gewöhnt zu sein.

 

Den Tag beenden wir wieder am Punta Pardenas. Wir können nicht genug haben von den Walen. Leider sehen wir aber auch hier nicht viel und nur in der Ferne blasen ein paar der imposanten Tiere.

So hoffen wir nun auf die Sunset-Tour am nächsten Tag.

 

Nach einem faulen Tag auf dem Camping begeben wir uns am Abend zum Büro des Tour-Anbieters. Ausgestattet mit Pelerinen und Schwimmwesten marschieren wir dann zum Strand und setzen uns in ein grosses Schlauchboot, das kurz darauf von einem Traktor über den Strand ins Wasser geschoben wird. Brausend geht es über die Wellen in die Bucht hinaus. Unweit vom Punta Pardenas drehen wir bei. Gleich vor uns, ein Wal mit seinem Jungen. Verspielt schwimmt das Kleine um seine Mutter, turnt auf ihr herum, schwimmt neben ihr her und schiesst aus dem Wasser. Die beiden kommen teilweise fast auf Armlänge ans Boot heran.

Einige hundert Photos später fängt das Walbaby an, aus dem Wasser zu springen und bald darauf macht auch noch die Wal-Mutter ihre Einlage und schiesst der Länge nach aus dem Wasser. Bumm, klatscht sie zurück ins Wasser. Wow! Quitieren es die Menschen im Boot

Schnell sind 2 Stunden vorbei und wir müssen zurück. Langsam geht die Sonne unter und die See ist rau geworden. Schon ist das Boot gewendet, da Springt der Wal nochmals aus dem Wasser, direkt vor der untergehenden Sonne – es ist ein unglaubliches Bild.

Müde und leicht feucht vom Meerwasser, treffen wir eine halbe Stunde später wieder in Puerto Piramides ein. Wir sind noch zu aufgekratzt von dem Erlebnis und müssen es erst noch bei einem Abendessen mit Michel, einem holländischen Motorradfahrer, verdauen.

Tags darauf beenden wir unseren Aufenthalt auf der Peninsula Valdez. Wir fahren weiter nach Süden. Das nächste Ziel ist die Pinguin Kolonie am Punta Tombo.

Einige Stunden später sind wir da und marschieren zwischen den x-tausend Pinguinen umher. So weit das Auge reicht haben die kleinen Kerle ihre Höhlen gegraben. Überall Geschnatter und Gezeter, fast wie bei den Menschen. Stramm marschieren sie uns über den Weg – hier ist unser Territorium, scheinen sie uns mitteilen zu wollen. Wie wir uns vom Park-Ranger sagen liessen, sollen wir aufpassen und ihnen nicht zu nah kommen. Schnell mal würden sie einen Menschen zwicken, der ihnen zu nahe kommt. Die eindeutige Warnung sei, wenn sie den Kopf zur Seite legen würden.

So gewarnt nehmen wir uns in acht und halten respektvoll Abstand.

Im Moment ist gerade Brutzeit. Überall sind die Vögel beim Brüten zu beobachten. Viele haben auch schon ihre Küken, die wie kleine strubblige Wollknäul in den Höhlen und Kulen herumkriechen.

Dazwischen rennen frech einige Nager herum. Sie sind etwas grösser als Mäuse und haben keinen Schwanz. Sie haben ebenfalls Nachwuchs. Wie kleine Frösche mit Fell. So süüüüss.

 

Für die Nacht fahren wir noch etwas weiter und suchen einen Platz am Meer. 40 km weiter finden wir diesen; und stossen auf eine deutsche Familie, welche wir bereits von Puerto Piramides her kennen.

Wir stellen uns dazu und geniessen den zwar etwas windigen, aber schönen Abend.

So lässt es sich leben. In der Hand ein kühles Bier, vor sich das Meer, in der Brandung spielende Seelöwen, fischende Pinguine und am Strand eine Seeelefantenkuh. Dann ein wunderschöner Sonnenuntergang. Und alles für uns alleine.

 

Nach so vielen schönen Eindrücken sind wir der Meinung, dass wir wieder einmal eine Pause verdienen. Deshalb schlagen wir nach einem langen Tag im Auto, in Rada Tilly, gleich ausserhalb von Commodoro Rivadavia, „das Zelt auf“. Endlich wieder einmal eine Dusche, die funktioniert und ein WiFi direkt auf dem Campingplatz.

Es muss euch Lesern so vorkommen, als ob wir ständig am Ferien machen seien. Weit gefehlt! Jeden Tag neue Eindrücke, viel Autofahren und immer wieder einen Ort suchen, wo man in Sicherheit schlafen kann. Es ist bestimmt kein Stress, doch abends sind wir müde und schlafen jeden Nacht an die 10 Stunden. Dies nur so, als kleine Rechtfertigung…


Camping

Argentinien ist das beste Camping-Land der Welt. Wieso? Weil es einfach überall Campingplätze hat. Jede Stadt, jedes Dorf, jeder Weiler verfügt über einen Campingplatz. Der Grund ist, dass die Argentinier campierend durch ihr Land reisen. Wenn man in den USA ein Motel aufsucht, dann sucht man in Argentinien einen Campingplatz.

Dabei ist es nicht etwa so, dass die Argentinier mit Wohnmobilen unterwegs wären. Nein, meist sind es kleine Bodenzelte, gerade gross genug für eine dicke Luftmatratze und für zwei Personen. Die Argentinier reisen per Zelt und machen Ferien im Zelt. Das Zelt gehört einfach zur Standart-Ausrüstung.

Was die Qualität der Campingplätze angehet, so kann man geteilter Meinung sein, doch meist sind sie ganz ordentlich. Immer mit Toilette und fast immer mit heisser Dusch. Auf dem Stellplatz hat man auch oft Stromanschluss und in den meisten Fällen auch einen Tisch und Bank. Dazu selbstverständlich viele schattige Bäume und… eine Parillada.

Grillieren ist beim Campieren ein wesentlicher Bestandteil des Erlebnisses. So ziehen dann auch pünktlich zu den Essenszeiten die Rauchschwaden und ein verlockender Fleischgeruch über die Campingplätze.

Sehr oft liegen die Campingplätze in sehr zentraler Lage inmitten eines Ortes. Genauso oft werden die Campingplätze von der Gemeinde betrieben, denn sie werden als zentraler Bestandteil der Tourismusförderung angesehen.

Preislich bewegt sich das Campingvergnügen im Rahmen von 3 – 5 USD und ist somit auch für die meisten Argentinier preiswert.


Frisch ausgeruht fahren wir 2 Tage später wieder los. Unser nächstes Ziel ist Puerto Deseado, rund 300km weiter südlich. Während der Fahrt finden sehen wir auf der Karte das abgelegene Cabo Blanco. Wir schauen uns an. Das wäre doch was, finden wir und biegen flux auf die Schotterstrasse ab. 50km weiter fahren zwischen Hügel hervor auf eine breite Landzunge an deren Ende sich der Leuchtturm des Kaps auf einem hohen Felsen erhebt. Wir denken unweigerlich an Monte Saint Michèl in Frankreich. Eine Viertelstunde später stehen wir auf dem Felsen und treffen auf Carlos, den Leuchtturmwärter, welchen die Marine hier stationiert hat. Nach ein paar Worten übers Wetter und die schöne Landschaft bietet er uns an, mit uns auf den Leuchtturm zu steigen. Mit den Argentiniern würde er das nicht machen, meint er, die wüssten das nicht zu schätzen.

So machen wir uns ans Erklimmen der 96 Stufen hoch auf den Leuchtturm. Petra feiert die Ankunft oben auf dem Leuchtturm mit einem kräftig „Dongggg“, als sie sich den Kopf an der Metallplattform stösst – autsch, das gibt eine kräftige Beule. Derweil bestaunt Paddy die Technik. Die Lampe des Leuchtturms funktioniert mit nur gerade 12V und 100W. Sie wird von Solarpanelen und 2 Autobatterien gespeist. Dass sie über 50km aufs offene Meer leuchtet, wird mit dem raffiniert geschliffenen Glas erreicht. Verrückt sowas!!

 

Für die Nacht schlagen wir das Nachtlager gleich an der Küste auf. Begleitet werden wir vom Hund des Leuchtturmwärters und von einem neugierigen Stinktier. Als der Hund dem Stinktier nachstellen will, staunen wir nicht schlecht, dass sich die Rolle von Jäger und Gejagtem schnell umkehrt und der Hund vom Stinktier gejagt wird. Naja, wenigstens ist er nicht „eingestinkt“ worden.

 

Auf der Karte sehen wir, dass wir auf der Küstenstrasse gerade noch 30km von Puerto Deseado, unserem eigentlichen Ziel entfernt sind. Alles der Küste entlang. Nur, wo ist die Strasse? Eine Fahrtspur finden wir schlussendlich und beschliessen ihr zu folgen. Immer der Düne entlang. Übrigens keine Sanddüne, sondern eine Kiesdüne. Sie ist gigantisch. Flach schiebt sie sich aus dem Meer über 100 Meter, ständig ansteigend, ins Landesinnere. Am Ende erhebt sie sich 10 Meter und fällt dann sanft ab. Sie besteht, wie wir später feststellen ist die ganze Küste bis hinunter nach Rio Gallegos gleich, aus wunderschönen fein abgeschliffenen Steinen. Sie leuchten in allen Farben: Rot, Gelb, Beige, Grün, Violett und natürlich in allen Grautönen bis hin zu Schwarz. Durch das ewige Auf und Ab der Wellen, welches die Steine gegeneinander reibt, sind sie alle wunderschön rund und haben eine Oberfläche, als seien sie poliert worden. Klar, dass Paddy da nicht mehr zu halten ist und seine Sammlung um einige Exemplare erweitern muss.

Die meiste Zeit fahren wir in einem kleinen, grünen Tal direkt hinter der Düne. Dann wieder auf der Düne, welche sich plötzlich in alle Himmelsrichtungen ausbreitet und mit einer feinen weissen Schicht überzogen ist, uns schein fast wir seien im Schnee. Dann folgen ausgetrocknete Salzseen und etwas weiter finden wir dann auch noch einen, der nicht ausgetrocknet ist. Bizarr erheben sich hier Salzformationen aus dem Wasser und der ganze See ist rot umrandet. Als wir näher kommen sehen wir bizarre, schlierenartige Muster im Wasser. Was das wohl ist?

Da uns der Weg immer unwahrscheinlicher erscheint, entscheiden wir uns nach Osten Richtung Inland abzudrehen und einen Weg zurück auf die Strasse zu finden, auf der wir hergekommen sind. Doch als erstes treffen wir auf Apollo. Er ist Bauer und ihm gehört das ganze Land den Strand entlang. Er lebt alleine auf seiner Estancia. Wie er sagt, könne er so tun und lassen was er will und keiner schreibt ihm etwas vor.

Dennoch scheint er sich über Besuch zu freuen und bald sitzen wir bei ihm in der Stube beim Orangensaft und werden auch gleich noch zum Mittagessen eingeladen. Eine oder zwei Stunden später fahren wir weiter und freuen uns über unsere Bekanntschaft. Es sind diese Erlebnisse, die unsere Reise so wertvoll machen.

Unsere Irrfahrt führt durch ein Labyrinth von Feldwegen und nach einigem Vor und Zurück finden wir die Strasse wieder.

 

Puerto Deseado ist bekannt für seinen Nationalpark, in dem viele Vogelarten beheimatet sind. Leider stellt es sich heraus, dass diese nur per Boot zu sehen sind und so entschliessen wir uns die Strasse dem Fiord entlang zu fahren und per Feldstechen einen Blick auf einige der Vögel zu erhaschen. Bis auf schöne Kormorane mit roten Schnäbeln und weissen Bäuchen finden wir aber keine. Dafür haben wir aber Glück mit dem Übernachtungsplatz. Wir finden einen schmalen, kaum sichtbaren Weg in einem kleinen Talkessel. Hier sind wir ganz alleine und perfekt vom Wind geschützt.

 

Apropos Wind. Patagonien ist bekannt für seinen Wind und Regen. Bisher haben wir jedoch von beidem kaum etwas gemerkt. Regen hatten wir vor über einer Woche zum letzten Mal. Wind hatten wir zwar immer etwas, doch nie wirklich heftigen. Mal sehen wie es weiter südlich aussieht…


Malvinas Argentinas

Kaum eine Ortschaft in Argentinien, die nicht ein grosses Plakat, eine Tafel oder eine Hauswand hat auf der gross die Falkland Inseln in den Farben Argentinien dargestellt ist und geschrieben steht „Malvinas Argentinas“. Die Nachwehen des Falkland Krieges von 1982 sind heute noch überall Argentinien spürbar. In Buenos Aires sind heute noch die Kriegsveteranen von damals am Demonstrieren und versuchen Invalidenunterstützung und Soldnachzahlungen zu erhalten. Überall gehört es zum vaterländischen „Guten Ton“, dass man sich in Gesprächen auf die Malvinas als argentinisches Hoheitsgebiet zu beziehen.

Dabei sind die Falklandinseln ökonomisch gänzlich uninteressant. Schafe und somit Wolle sind die Haupteinnahmequelle der Insulaner. In den 1990iger Jahren fand man vor der Küste der Inseln Ölfelder, die jedoch nicht so ergiebig sind, wie man sich erhoffte.

Somit ist es erstaunlich, dass sich Grossbritannien und Argentinien nach wie vor in den Haaren liegen über den Besitz dieser Inseln.

Entdeckt wurden die Inseln per Zufall 1592 von Engländern. Erst 1690 wurde sie von den selbigen als erste Menschen betreten. 1764 gründeten Franzosen die erste Siedlung. Letztere gaben den Inseln den Namen „Isles Malouines“ was zum spanischen „Malvinas“ führte.

Bereits 1766 übergaben die Franzosen ihre Siedlung den Spaniern, welche den Unterhalt der Kolonie 1811 aufgaben, behielten aber die Souveränität über die Insel. Dies führt zu Streitigkeiten zwischen Grossbritannien und Spanien, da Britten ein älteres Recht geltend machen. Diese Streitigkeiten wurden später, als die Staaten Südamerikas in die Unabhängigkeit gingen, mit Argentinien fortgeführt, denn Argentinien sah sich als rechtmässigen Erben der Inseln von den Spaniern.

Im Zuge der Streitigkeiten schufen die Britten Fakten indem sie 1833 einen Flottenstützpunkt und 1837 eine Kolonialverwaltung einrichteten.

Eskaliert haben diese Streitigkeiten erst 2. April 1982 mit der Besetzung der Inseln durch Argentinien. Zu militärischen Auseinandersetzungen kam es dann 7 Wochen später als Grossbritannien mit einem Truppenaufgebot reagierte und die Inseln in kurzen heftigen Kämpfen zurückeroberte. Die Rückeroberung endet am 17. Juni 1982 mit einer tragischen Bilanz von 1000 Toten, davon der allergrösste Teil Argentinier.

Detail am Rande. Fast alle argentinischen Soldaten, die man auf den kalten Malvinas eingesetzt hat, kamen aus den Provinzen Entre Rios und Corriente im heissen Norden des Landes. Meist waren sie nur knapp 18 Jahre alt und kaum militärisch ausgebildet. Auf Soldaten aus dem Süden wollte man nicht zurückgreifen, da dort viele Siedlungen, Dörfer und Städte auf Gründungen von britischen Einwanderern zurückgingen.

Offiziell ist der Konflikt noch nicht beigelegt. Argentinien erneuert jedes Jahr den Besitzanspruch auf die Inseln. Vor allem seit der Entdeckung der Ölfelder vor der Küste haben sich andere südamerikanische Länder mit Argentinien solidarisiert und der Druck auf die Inseln ist gewachsen.

 

2013 kam es zu einer vielbeachteten Volksabstimmung auf den Falklandinseln. Es ging um darum zu wem sich die Insulaner zugehörig fühlten und ob sie sich Argentinien anschliessen wollen. Die Abstimmung beinah einstimmig wurde für den Verbleib bei Grossbritannien gestimmt.

Was im Vorfeld der Abstimmung von der Argentinischen Präsidentin Kirchner als „Stunde der Wahrheit“ und „Abrechnung mit den Britten“ propagiert wurde, wurde von Kirchner nach dem Bekanntwerden der Resultate mit „Parodie“ abgetan.

Der Konflikt ist weiterhin ungelöst und Grossbritannien versicherte 2013, dass sie ihre Besitzansprüche weiterhin mit allen Mitteln verteidigen werden.


Nach langer, langweiliger Fahrt gelangen wir am nächsten Tag zur Estancia La Paloma. Ein paar Hütten mitten im Nirgendwo – naja, nicht wirklich im Nirgendwo; sie liegt 30 km vor dem Nationalpark Bosco Petrificado. Nach einer windigen Nacht und einer kargen Dusche, geht’s am Morgen in den Park. Bereits die Einfahrt ist unglaublich. Bizarre Formen und Farbe, wie sie nur Vulkane schaffen können erheben sie links und rechts der Strasse. Dann weitet sich das Tal und gibt den Blick frei auf eine weite Ebene. Hier ist auch die Ranger Station, wo wir unser Auto stehen lassen. Weiter geht es zu Fuss auf einem kurzen Pfad, der sich durch ein weites Geröllfeld windet. Hier stossen wir dann auf die mächtigen versteinerten Baumstämme. Es ist unglaublich. Durch die mineralhaltigen Sedimente die sich im Holz festgesetzt haben, sehen einige der mächtigsten Bäume aus als seien sie eben erst gefällt worden. Nach vielem Ah und Oh und einer Menge Photos reissen wir uns von dieser unglaublichen Landschaft los und fahren weiter.

 

Am nächsten Abend fahren wir in Puerto San Julian ein. Es ist wohl die schönste Stadt ganz Argentiniens. Sauber, gepflegt und mit schönen Häuschen. So etwas haben wir bisher in Südamerika noch nicht gesehen. Wer wieder einmal eine Stadt mit europäischem Niveau sehen möchte, sollte hierher kommen.

 

Vor Puerto San Julian schiebt sich eine Halbinsel ins Meer. Wir fahren hinaus, hier soll es schöne Strände und Vögel geben. Leider haben wir auch dieses Mal Pech mit den Vögeln, dafür wieder einmal Zeit für schöne Steine und vor der Küste tummeln sich etliche Delphine. Am Kap der Halbinsel finden wir jede Menge versteinerte Muscheln und Schneckengehäuse, welche das Meer bei jeder Flut, Stück für Stück freilegt.

 

Unser nächster Abstecher führt uns nach Puerto Santa Cruz. Es ist die ehemalige Hauptstadt der Provinz. Hier erleben wir zum ersten Mal den patagonischen Wind. Dazu noch einer der unangenehmen Art. Der Himmel ist grau und Paddy hat heftige Kopfschmerzen. Berührt man einen Gegenstand verspürt man einen leichten Stromschlag. Es ist ein Fallwind, der von den Anden bis hierher reicht. Wir sind froh, dass der Wind wenigstens nachts abflaut und als er am nächsten Morgen zwar wieder unvermindert heftig einsetzt, dieses Mal mehr aus südwestlicher Richtung kommt und keine Kopfschmerzen mehr verursacht.

 

Auf dem Weg nach Rio Gallegos machen wir einen kurzen Stopp im Nationalpark Monte Leon. Hier erfreuen wir uns wieder stundenlang der kleinen Pinguine. Stolz marschieren viele hundert Meter vom Meer bis hin zu ihren Brutplätzen. Meist sind es kleine Senken und Höhlen welche sie unter Büschen graben.

 

Besuch

Dann sind wir auch schon in Rio Gallegos. Hier treffen wir uns mit Katia, unserer Bekannten aus dem Paito. Sie wird bis nach Weihnachten mit uns mitreisen.

Etwas erstaunt stellen wir fest, dass Rio Gallegos keinen Campingplatz hat. Das ist doch unmöglich; in Argentinien und keinen Campingplatz!!!

Schlussendlich finden wir etwas ausserhalb der Stadt in einem Freizeit-Club einen Unterschlupf. Nach einem längeren Schwatz mit Juan dem Verwalter können wir hinter dem Haus parkieren und das Zelt für Katia aufschlagen. Katias Ankunft feiern wir gebührend mit einem Raclette. Ach, wie fehlt uns guter Käse…

 

Eine holprige Fahrt führt uns am nächsten Tag zum Cabo Virgenes. Schaut euch diese Ecke der Welt einmal auf einer Karte an. Völlig sinnlos haben sich Chile und Argentinien diesen Streifen Land geteilt. Keines der beiden Länder will die Kontrolle über die Einfahrt in die Magellan Strasse aus der Hand geben.

Beim Kap begrüssen uns eine weitere Pinguin Kolonie. Es sind faszinierende Tiere. Es scheint, als ob sie keine Scheu vor Menschen kennen.

Gleichzeitig erreichen wir auch den Kilometer 0 der berühmten Carretera 40. Sie beginnt weit oben im Norden Argentiniens und zieht sich bis hierher in den südlichsten Zipfel des Landes. Nur die wenigsten der Reisenden, die sich jedes Jahr von der Strecke herausgefordert fühlen, fahren je an diesen Punkte der Strasse – zum Glück, so bleibt doch etwas der Ursprünglichkeit erhalten.

 

Für die Übernachtung haben wir uns einen Parkplatz kurz vor der Grenze ausgesucht. Er liegt direkt an der Laguna Azul. Mitten in der weiten Ebene tut sich unvermittelt ein Loch im Boden auf. Wir stehen vor einem Vulkankrater. 50 Meter weiter unten leuchtet uns blaues Wasser entgegen, die Laguna Azul. Es ist eine faszinierende Landschaft.

 

Leider stellen wir am Morgen fest, dass unsere Holperfahrt ans Cabo Virgen seinen Tribut vom Auto gefordert hat. Die Windschutzscheibe ist eingerissen. Ein feiner Riss ziert sie nun und nährt unsere tägliche Sorge, dass er sich nicht über die ganze Scheibe weiterzieht.