Argentinien - Carretera 40 I.

Routa 40

Leider hat die Fahrt nach El Calafate eine schlechte Überraschung für uns. Denn plötzlich rinnt ein dünner Faden Wasser unter den Beifahrersitz hervor. Schnell stellt sich heraus, dass einer unserer Wassertanks nicht mehr dicht ist und wir müssen das Wasser auskippen. Natürlich ist es unser letztes Wasser und so sind wir froh, dass wir in El Calafate eine Stadt mit guter Infrastruktur vorfinden. Vor allem auch mit einem schönen, ruhigen Campingplatz. Doch zuerst machen wir uns auf die obligate Shoppingtour. 4 Tage auf der Strasse hat unsere Vorräte schrumpfen lassen. Dazu hat man uns wie üblich, alles Grünzeug an der Grenze abgenommen.

Wir haben gerade unsere Einkäufe erledigt, als wir am Strassenrand einen unförmigen Kleinlaster sehen, der uns bekannt vorkommt. Es sind Herwig und Guylaine mit ihrem Sohn Samuel.

Vielleicht erinnert ihr euch. Wir haben die drei bereits auf der Peninsula Valdes, später auf einem Wildcamp und dann auch noch in Ushuaia getroffen. Klar steigen wir aus und begrüssen sie. Kurzerhand schliessen sie sich uns an und kommen mit auf den Campingplatz. Ein paar Bier später findet dann noch ein grosses Stück Grillfleisch seine Abnehmer und am nächsten Morgen ein Katerfrühstück.

 

Leider haben wir nicht gross Zeit unseren Kater zu pflegen. Wir müssen unser Auto ausräumen und austrocknen. Es sind bestimmt an die 4-5 Liter unter den Holzboden und den darunterliegenden Teppich gelaufen.

Unter den staunenden Blicken von Herwig ist unser Auto ruckzuck ausgeräumt. Dank unserer neuen Standheizung, die sich nun ihre Dauerleistungsfähigkeit unter Beweis stellen kann, ist bis am Abend das ganze Auto trocken und auch wieder einmal richtig geputzt. Eine weitere Stunde später steht unser Auto wieder vollbeladen da.

Gletscher und Kajaks

Frisch machen wir uns am neuen Morgen auf den Weg in den Nationalpark Los Glaciales. Paddy beschwert sich am Parkeingang wieder einmal darüber, dass es nicht fair ist, dass Ausländer den 2½ Preis bezahlen müssen – Petra ist das ewige Gemecker bald peinlich.

30km weiter unternehmen wir als Erstes eine Bootsfahrt. Es soll sich lohnen, meint Guylaine. So kreuzen wir 1½ Stunden auf dem See und bestaunen mit viel Ahh und Ohh den Gletscher. Er wälzt sich aus den Bergen zum Seeufer, durch denselbigen hindurch und schlussendlich auf der anderen Seite wieder aufs Ufer.

Dadurch dass der Gletscher den See in zwei Teile schneidet, besteht ein Niveauunterschied zwischen den beiden Teilen des Sees von über 4 Metern. Es wäre wohl imposant zu sehen, wenn sich dereinst das Eis wieder zurückzieht und sich das Wasser seine Bahn frei bricht.

 

Etwas weiter entfernt sehen wir ein Kajak, das in respektvollem Abstand zum Gletscher dahinpaddeln. Herwig ist sofort Feuer und Flamme: das will er auch einmal machen.

Langsam nähern sich unser Boot den beiden Paddlern in ihrem Kajak. Unruhe macht sich auf dem Unterdeck breit. Dann hören wir, wie jemand den beiden etwas zuruft. Es ist ein Park-Ranger, der die beiden zurückpfeift. Es sei verboten auf dem See zu paddeln. Wir sind etwas verärgert, dass der Ranger den beiden die Tour versaut. Nirgends haben wir gesehen, dass in diesem Park das Paddeln verboten wäre.

Die beiden Paddler drehen um und machen sich auf dem Rückweg. Als sie nah an unserem Boot vorbeiziehen, erkennen wir, dass es ein Schweizer Päärchen aus Puerto Natale ist mit dem wir unsere Neujahrsfeier beendet haben; Franz und Brigitte.

Wir ärgern uns noch mehr über den Aufstand, den der Park-Ranger macht, als dieser die beiden Photografieren lässt – wie Schwerverbrecher.

 

Zurück bei den Autos machen wir uns auf den Weg zum bekannten Boardwalk. Es ist ein perfekt ausgebauter Metallsteg der sich direkt vor dem Gletscher den Berg hoch- und hinunter windet. Wir haben einen einmaligen Blick auf das blauschimmernde Eis. Es ist eindrucksvoll!

 

Für die Nacht stellen wir uns auf einen Parkplatz im Park. Von anderen Reisenden haben wir gehört, dass die Ranger hier nichts sagen, auch wenn es offiziell nicht erlaubt ist. Wir wollen im Park bleiben. Es ist gerade Vollmond und wir würden gerne ein paar Photos vom Gletscher bei Vollmondlicht machen.

Vom Parkplatz aus machen uns auf den Weg, um die Nacht zu begrüssen. Wir stehen schon 2 Stunden da und bewundern die immer wieder herunterdonnernden Eismassen. Grollend stürzen sie in den See und lösen grosse Wellen aus.

Leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Wolken ziehen auf und es wird kalt. Wir entscheiden uns zurück zu gehen und erst einmal zu essen. Anschliessend können wir ja vielleicht zurückkehrt – vorausgesetzt die Wolken verziehen sich.

Das Essen ist gut, doch die Wolken verziehen sich nicht. Schade, es wäre ein perfektes Timing gewesen mit dem Vollmond.

 

Nach einem erneuten Spaziergang auf dem Steg zum Gletscher, verlassen wir den Park am Morgen. Es ist ein eindrücklicher Ort, den wir verlassen.

 

Zurück in El Calafate treffen wir auf Heiri und seine Schottische Frau Laura. Es ist ein weiteres Schweizer Ehepaar welches mit uns die Neujahrsfeier mit einer Stehparty in Puerto Natales beendet hat.

Herwig und Paddy steht der Sinn nochmals nach Fleisch. Heiri und Laura gesellen sich zum Grillieren. Sie sind gleich wie Herwig und Guylaine 2 Jahren lang Afrika durchquert bevor sie nach Südamerika gekommen sind. Klar haben sich die vier viele Geschichten zu erzählen.

 

Etwas später treffen auch noch Franz und Brigitte, die beiden Paddler, auf dem Campingplatz ein und so ist die Runde für ein gemütliches Asado voll. Beim Assado erfahren wir dann auch noch den 2. Teil der „Paddel-Story“. Wie sie erzählen wurden sie auf dem Rückweg von den Park Rangern aufgebracht und haben nun eine Anzeige am Hals.

 

Unsere Zeit mit Herwig ist ungesund! Der Alkohol-Konsum ist sprunghaft in die Höhe gestiegen. So müssen wir am Morgen wieder unseren Kater pflegen. Das tun wir ausgiebig. Herwig und Guylaine machen sich bereits auf die Socken als wir aufstehen. Wir werden sie wohl in El Chalten wieder treffen. Dort hoffen wir auch, auf endlich auf Bertrand und Cloe zu treffen. Wir versuchen schon lange unsere Routen zu koordinieren. Aber eben: Will man jemanden treffen, klappt‘s bestimmt nicht. Würden wir es dem Zufall überlassen, hätten wir sie schon lange getroffen…