(Dauer 1 Std.)
Tikal (GTM) – Crooked Tree (BEL)
Belize überrascht uns: Es ist very british. Bereits an der Grenze spricht man nur Englisch. Spanisch versteht man nicht. Dazu ist das Englisch wirklich Englisch und überhaupt nicht Amerikanisch.
Das Land hat eine grosse Mehrheit an ehemaligen Sklaven aus allen Teilen der Karibik. Entsprechend ist die überwiegende Hautfarbe plötzlich nicht mehr Indianisch, sondern Afrikanisch.
Die Strassen sind zwar wieder eher auf dem Niveau Honduras‘, doch dafür sind die Häuser gepflegt und Gärten oftmals mit Englischem Rasen. Es ist eine Wohltat nach all den ungepflegten, abfallgepflasterten Strassen in Zentralamerika.
Unangenehme wird die Fahrt als uns ein mit Leitern belandener Pickup in voller Fahrt entgegenkommt und sich die Leiter 100 Meter vor uns plötzlich selbstständig machen. Wir reissen eine Vollbremsung, doch die Leitern fliegen uns entgegen, dass wir auf's Feld neben der Strasse auswechen müssen. Mit Adrinalin vollgepumpt, fahren wir ohne anzuhalten weiter. Würden wir aussteigen, könnten wir wohl einige Zeit nicht mehr fahren, so würden uns die Knie schlottern.
Wir fahren direkt bis zur Crooked Tree Lodge im Norden Belizes und treffen auf ein wunderbares Vogelparadies. Eine Schweizer Stiftung hat vor vielen Jahren das Crooked Tree Refuge eingerichtet. Heute ist es ein Paradies für Vögel wie für Ornithologen. Wir entschliessen uns, gleich noch einen Tag länger zu bleiben.
Der Gründung Belize liegt ein Vertrag Grossbritanniens und Spaniens zugrunde, in dem vor über 100 Jahren ein Landtausch zwischen den beiden Grossmächten vereinbart wurde. Heute wird dieser Landtausch von Guatemala nicht anerkannt. Guatemala besteht darauf, dass Belize ein Teil seines Terretoriums ist. Grossbritannien und Spanien sind längst keine Karibische Grossmächte mehr und Guatemala und Belize schon seit längerem unabhängig. Guatemala hat schon wiederholt mit dem Einmarsch in Belize gedroht. Da Belize zum Commonwealth gehört hat Grossbritannien militärisch reagiert und sofort Truppen zum Schutz des kleinen Staates entsandt.
Signifikanterweise sind diese Okupationsbestebungen Guatemalas immer dann am grössten, wenn innere Unruhen das Land an den Rand seiner Einheit bringen. Es ist ein weltweit bekanntes Phänomen, des äusseren Feindbildes, welches zur Einigung eingesetzt wird.
Aber auch ohne die innere Bedrohung ist Guatemala und seine Bewohner felsenfest davon überzeugt, dass Belize eine Provinz ist. In den Schulen Guatemalas lehren die Schüler, dass es Belize als unabehängigen Staat nicht gibt und dies eine revoluzionäre Provinz ist.
Seltsam wie Nachbarn nicht friedlich zusammenleben und statt sich zu bekriegen einander helfen können. Beide Länder hätten es beileibe nötig...
Bereits auf dem Weg nach Crooked Tree haben wir in einem Supermarkt längere Zeit mit dem Beitzer über das Leben und Leiden in Belize gesprochen. Dabei haben wir erfahren, dass Guatemala und Belize überhaupt nicht gut aufeinander zu sprechen sind. Belize wurde per Vertrag von den Spaniern an die Engländer abgetreten. Guatemala hingegen ist der Meinung, dass Belize Guatemaltekisches Territorium sei. Entsprechendes wird in Guatemala auch in den Schulen unterrichtet.
Der Besitzer der Crooked Tree Lodge und sein Freund – beides ehemalige Angehörige der Royal Army wissen dann auch einige Geschichten zu erzählen, wie zum Beispiel Guatemala Ende der achziger Jahre aufmarschierte und sich für eine Invasion vorbereitete und wie die Royal Army in einer Nacht und Nebelaktion eingeflogen wurde und die Invasion verhinderte.
Wir können es kaum fassen, dass selbst in der heutigen Zeit Ländern untereinander so viel Neid haben, statt miteinander zusammenzuarbeiten. Beide haben genug Armut, Leid und Elend auch ohne Krieg.
Dann kommt Mexiko, wir sind nun offiziell in Nordamerika angekommen.
(Dauer 30 Min)