Die kurze unasphaltierte Strecke, welche uns in Chile empfängt ist ein Labsal und wir gleiten die 2 letzten Kilometer über die Piste bis zur perfekt asphaltierten Passstrasse. Wir sind in Chile!
Vor uns erstreckt sich der endlose Blick über den weit unter uns liegende Salar von San Pedro de Atacama. Die Strasse nach San Pedro gleicht einem Start auf einer Abflugpiste, hinaus in eine weite Ebene, die nur von der fernen Küstencordilliere begrenzt wird.
Leider machen sich bei der Talfahrt unsere Stossdämpfer bemerkbar, oder besser gesagt wir spüren sie nicht mehr. Wie ein Schiffchen im Sturm fängt unser Auto vorne an zu hüpfen – ein sehr schlechtes Zeichen: unsere Stossdämpfer sind hinüber. Boliviens Strassen haben unsere Stossdämpfer „ermordet“!
Nach den üblichen Zollformalitäten sind wir dann wirklich in Chile angekommen und suchen uns in dem kleinen Örtchen San Pedro de Atacama einen Campingplatz. Nach all den kalten Nächten im Altiplano ist es angenehm warm und wir denken schon darüber nach, ob wir wohl die kurzen Hosen anziehen sollen. Doch die hereinbrechende Nacht belehrt uns eines besseren und so ziehen wir dafür einen Pullover an, bevor wir für ein würdiges Abschieds Abendessen mit Luc und Jaz in die sehr touristische Stadt gehen.
Luc und Jaz fahren am Morgen weiter nach Valparaiso, denn sie müssen bis Ende Woche ihr Auto in einem Container verladen haben. Ihre Reise geht nach einem halben Jahr zu Ende. Unsere geht aber weiter. Vor allem unsere Suche nach neuen Stossdämpfern.
Da das Fahrwerk unseres Fahrzeuges höher gelegt ist, können wir nicht einfach die normalen Toyota Stossdämpfer verwenden. Nach einer kurzen, erfolglosen zum befreundeten Mechaniker des Campingwarts, wird uns geraten zur 100km weiter entfernten Stadt Calama zu fahren. Dort, so meint der Mechaniker, würde es alles zu kaufen geben.
So brausen wir gleich los in der Hoffnung auf neue Stossdämpfer. Doch diese Hoffnung wird gedämpft durch die vielen geschlossenen Geschäfte – heute ist Feiertag! So suchen wir den örtlichen Campingplatz und warten den folgenden Tag ab. Bald aber ist uns langweilig und wir entschliessen uns wieder einmal shoppen zu gehen. Nach der Zeit in Uruguay, dem Norden Argentinien, Paraguay und auch Bolivien werden wir fast von den Eindrücken erschlagen, als wir das nahe Einkaufszentrum betreten; all dieser Überfluss, die Leuchtreklamen, die Hektik, der Luxus und Glamour ist überwältigend. So drehen wir eine Runde, kaufen unsere Lebensmittel (selbstverständlich mehr als nötig) und machen uns wieder aus dem Staub; besser in den Staub, denn Calama liegt im trockenen Norden Chiles mitten in der endlosen Atacama Wüste. Der Staub bläst hier ständig durch die Strassen.
Am nächsten Morgen sind wir gleich bei Ladenöffnung bei den Ersatzteilgeschäften, praktischerweise befinden sich diese alle in derselben Strasse. Nach einigen erfolglosen Anläufen werden wir zum „Spezialisten“ verwiesen. Nachdem Paddy ihm einige male erfolglos unser Problem der Spezialmarke geschildert hat, hört der Verkäufer endlich zu und hört auf uns irgendwelche zweitklassige Ware andrehen zu wollen. Als wir ihm dann noch die Telefonnummer des Importeurs in Santiago hinschieben, ruft er sogar dort an und bekommt zur Antwort, dass die von uns benötigten Stossdämpfer nicht an Lager sind. Lieferfrist: 40 Tage!!!
So lange warten wir natürlich nicht. Was tun? Guter Rat ist teuer. Wir entschliessen uns die 1700km nach Santiago zu fahren, denn dann können wir es selbst mit dem Importeur besprechen und sie allenfalls einfliegen lassen. Ansonsten könnten wir vielleicht Ersatz aus der Schweiz beschaffen, denn unser Bekannter Fritz, der Hüttenwart der Schweizer Hütte hatte uns beim letzten Besuch angetönt, dass er spezielle Konditionen bei DHL hat. So rufen wir Fritz an und künden unser kommen an. Kein Problem, tönt es aus dem Telefon, kommt nur, wir finden eine Lösung. Das stimmt uns zuversichtlich und wir machen uns auf den Weg.
Die nächsten 1400km führen uns durch einmalige Wüstenlandschaft. Sie ist nicht zu vergleichen mit der Sahara, dem roten Herzen Australiens oder einer Namib Wüste. Die Atacama Wüste ist einfach nur Sand! Sand, Sand und nochmals Sand. Kein Baum, kein Busch, kein trockenes Gras. Nur breite Täler zwischen Sandbergen; sehr selten einmal Felsformationen. Schade haben wir nicht mehr Zeit um hier und dort Abstecher zu machen. Die Landschaft ist in ihrer Eintönigkeit faszinierend und ungastlich zugleich.
Immer wieder fahren wir durch kleinere Weiler und Städte. Alle samt und sonders mit einer dicken Schicht Staub und Russ überzogen: es sind alles Bergbau- und Minenstädte. Der Lebensstandard hält sich sehr in Grenzen und nur die abgezäunten und abgeschirmten Luxussiedlungen der Ingenieure erinnern daran, dass es auch ein „sauberes“ Leben gibt.
Wir fahren bis in die Dunkelheit hinein und biegen dann zum Meer hinab, um in der kleinen Stadt Taltal eine Unterkunft zu suchen.
Am nächsten Morgen sind wir bereits wieder um 7 Uhr unterwegs. Es ist immer noch dunkel und wir fahren in die Morgendämmerung hinein. Es liegen noch 1200km vor uns. Ihr lacht vielleicht über diese Distanz, doch mit unserem Auto, dazu noch mit defekten Stossdämpfern und Schaukeleffekt ist dies eine lange Strecke. So fressen wir Kilometer um Kilometer. Die Landschaft „wäre“ schön, doch wir wollen keine Zeit verschwenden. Denn wenn wir unsere Stossdämpfer schnell ersetzen, könnten wir wieder in den Norden fahren und doch noch wie geplant den Norden Argentiniens besuchen bevor wir dann 2 Monate in Santiago bleiben.
Im Patio Suizo haben wir unser Kommen bereits angemeldet und man erwartet uns. Die Stunden ziehen sich dahin und es wird später und später. Wir sind bereits hinter unserem Zeitplan zurück, als wir beim Überqueren eines Weiteren Bergkammes bemerken, dass unser Motorenöl regelmässig zu kochen anfängt, sobald wir unser Fahrzeug etwas fordern. Als sich das Öl dann auch nur noch sehr langsam wieder abkühlt steht für uns fest, dass wir schleunigst das Motorenöl wechseln müssen. Wir haben es nun schon 16000km lang drin. Dass dies die Leistungsfähigkeit des Motorenöls strapaziert ist uns klar, doch wir haben gehofft dies ebenfalls erst in Santiago zu erledigen.
Uns ist plötzlich nicht mehr wohl und wir drehen mitten auf der Autobahn um. 5km zuvor haben wir Copiapo passiert, dort fahren wir nun hin, um den Ölwechseln nachzuholen. Wir finden, dass das Auto beim Beschleunigen nicht richtig zieht, sich das Fahrverhalten ganz allgemein etwas harzig anfühlt und der Motor klopft übermässig laut – haben wir zu lange gewartet? Im Schritttempo schleichen wir zu einer Tankstelle und stellen uns in die Reihe zum Ölwechsel.
Eine Stunde später schnurrt unser Auto wieder vergnügt und freut sich über die frische Schmierung und den vollen Tank. Weiter geht’s in Richtung Santiago.
Die verlorene Zeit holen wir nicht mehr auf und im Patio Suizo erwartet man uns ungeduldig. Linda ist dann froh, als wir um halb zwölf Nachts eintreffen und sie endlich mit ihrem Freund in den Ausgang kann.
Wir sind froh, dass wir angekommen sind und uns in gemütliche Betten legen können. Morgen treffen wir uns mit Fritz und dann wird unser Auto wieder knallhart auf der Strasse liegen, wie ein Rennauto; nicht mehr wie eine Kinderwiege.
Fritz ist schon um 9 Uhr bei uns und nach einer herzlichen Begrüssung geht es auf dem schnellsten Weg zu seinem Vertrauensmechaniker. Dieser schüttelt kurz darauf den Kopf über den Zustand der Stossdämpfer und baut den einen aus. Dämpfen tut dieser nun wirklich nichts mehr. Der Stossdämpfer lässt sich mit zwei Fingern auseinander ziehen und fällt gleich wieder in sich zusammen.
Der Mechaniker bietet uns zwei Möglichkeiten an: Vorübergehend zwei gebrauchte Stossdämpfer einsetzten, welche er zufällig da hat und auf die Original Stossdämpfer aus Australien warten oder eine andere Marke einbauen. Für uns ist klar, eine andere Marke kommt gar nicht in Frage. Schon gar nicht Marken, die hier in Südamerika verbaut werden, sind minderwertig. Doch als er die Marke Koni erwähnt, werden wir hellhörig. Hat nicht unser Mechaniker in der Schweiz einmal erwähnt, dass Koni Stossdämpfer, die allerbesten wären?!
So fahren Fritz und Paddy zum Koni Händler und stellen mit Überraschung fest, dass dieser die gewünschte Grösse an Lager hat. Der Händler entpuppt sich als sehr kompetent und erklärt den beiden bis ins Detail, wo die Vorteile liegen und worauf es ankommt. Überzeugt wollen wir auch sein bei diesem Kauf, denn kosten die „normalen“ Marken das Stück um die 60‘000 CLP (120 CHF) so kosten diese 130‘000 CLP (260 CHF) das Stück. Ein beträchtlicher Unterschied, doch wir entschliessen uns die Teile zu kaufen und fahren eine Stunde später wieder wie ein Rennauto durch die Stadt, kein Schaukeln mehr, kein Hüpfen – wir sind erleichtert.
Eigentlich haben wir geplant gleich nach der Reparatur nach Argentinien zu fahren, doch Fritz überredet uns, für’s Wochenende in die Hütte hoch zu kommen, zum Skifahren. Das ist verlockend und wir geben der Verlockung nach. So sitzen wir am Abend bereits wieder auf 2200 Meter Höhe im Schnee. Dieses mal jedoch gemütlich mit einem Glas Wein und einem feinen Fritz’schen Abendessen.
Die Skipiste gleich oberhalb der Schweizerhütte entpuppt sich zwar als sehr bescheiden und die Preise als eher überteuert (18‘000 CLP/36 CHF für 3 Tellerlifte wovon einer nicht läuft) doch der Tag ist herrlich und wir geniessen das Skifahren in vollen Zügen.
Am nächsten Tag sieht Paddy noch die Gelegenheit Jhonny, Fritz’s Mitarbeiter, beim Bau des Skivermietungs-Verschlags im Keller zu helfen und so ist er den ganzen Tag und auch den folgenden und den darauf folgenden und der folgenden auf den folgenden Tag daran zu werkeln. Bei einer Diskussion zwischen fliegenden Sägespänen entschliessen wir uns den Monat bis zu unserem Arbeitsantritt im Patio Suizo nicht noch nach Nordargentinien zu stressen, sondern im Refugio Suizo zu bleiben und Fritz zur Hand zu gehen. Fritz hat uns bereits wiederholt dazu gedrängt doch noch zu bleiben und die Zeit zu geniessen. So werden auch hier wieder einmal aus 4 Tagen 4 Wochen.
Nur eines wollen wir unbedingt noch machen bevor wir im Patio Suizo für zwei Monte angebunden sind: die Osterinseln besuchen. So buchen wir uns einen Flug für Anfangs August für 5 Tage auf die Osterinseln.
10.08.2011
Lagunillas
Die Tage vergehen wie im Fluge. Petra arbeitet in der Küche und hilft beim Putzen, Paddy schreinert am Skistand rum, hilft in der Küche und flickt Stromgeneratoren.
Dann plötzlich ist die Hochsaison auch im Refugio angekommen und das Haus ist voll. Nun wird es hektisch. Wie viele Gäste sind es? Wie viele Kinder? Sind die Gäste da zum Mittagessen? Ist endlich Nachtruhe bei den Kindern?
Es sind lange Tage, die meist erst gegen Mitternacht nach einem Glas Wein in der Küche enden. Fritz ist dabei immer der Letzte - und am Morgen auch der Erste der wieder auf den Socken ist zum Brotbacken.
Dann kommt auch noch der Härtetest für uns. Fritz ist unten in Santiago und Norma, die Köchin, ist unzufrieden. Sie entschliesst sich zu streiken und meint, heute hätte sie keine Zeit zum Kochen, sie müsse Wäsche waschen. Paddy soll das Kochen übernehmen.
Super! 15 Gäste, die Vorratskammer leer (Fritz kommt mit dem Nachschub erst am Abend wieder hoch) und nur noch 2 Stunden bis zum Mittagessen.
Wir machen uns ans Werk. Suppe soll es geben, dann Reis mit Schweinefilet, dazu eine Senfsauce.
Kaum ist das Gemüse gekocht und bereit zum Pürieren, stellt sich heraus, dass der Stromgenerator streikt. Er ist nicht mehr in Gang zu bringen. Jhonny, der Mann für alle Fälle, ist ebenfalls nicht da. Er hat heute frei und ist unten im Tal. Perfekt! Paddy hetzt los und versucht den Generator zu reparieren – erfolglos. Also umstellen auf Wasserkraft.
Dann zurück in die Küche und Suppe pürieren, kochen, servieren, abräumen, abwaschen und wieder zurück in den Schuppen und den Generator reparieren.
Da die Wasserreserven nur für maximal 4-5 Stunden reichen, ist das Refugio auf einen funktionierenden Generator angewiesen. Bereits um halb sechs Uhr ist es ziemlich dunkel und die Gäste wollen bis Mitternacht Licht. Dazu läuft auch noch grad die Fussballmeisterschaft in Südamerika, so dass alle fernsehen wollen.
Den Generator bringt Paddy nicht wieder in Gang. Dann dunkelt es ein. Da wir bereits am Mittag Strom benötigt haben, ist das Wasserreservoir nicht mehr voll und wir müssen den Strom rationieren.
Fritz ist noch immer nicht zurück und Norma streikt noch immer. Also sind wir wieder gefragt. Etwas ratlos stehen wir vor einer leeren Vorratskammer. Es finden sich nur noch ein paar alte Blumenkohl-Köpfe und ein Sack Teigwaren. Naja, notfalls kann man auch damit etwas bewerkstelligen.
Und dann kommt es wie es kommen muss: Paddy schneidet sich in den Daumen. So richtig tief und trennt sich die halbe Daumenkuppe ab. Jetzt stinkt es uns auch. Zum Glück erscheint in diesem Moment Fritz und übernimmt wieder.
16.07.2011
Lagunillas
Eine Woche nach uns sind noch Rulo und Viki gekommen, zwei angehende Bergführerinnen. Sie absolvieren das Praktikum bei Fritz.
Kurz darauf kommt noch Aline die Schweizer Snowboard-Lehrerin. Sie hat soeben ihre Matura bestanden und will nun noch ein paar Wochen bei Fritz ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Leider sind die Reservationen für Snowboardlektionen jedoch nicht ganz so zahlreich wie sie sich das gewünscht hätte.
Da Fritz von früh bis spät für die Gäste und als Skilehrer herumrennt, hat er nicht viel Zeit für die beiden Praktikantinnen. So übernimmt Petra die Unterstützung beim Dokumentieren des Praktikums und Paddy versucht den beiden beim Aufsetzen eines Programms zu helfen. Nach vielen Gesprächen und Theoriestunden ringen sich die beiden durch eine Schneeschuhtour zu organisieren. Probanden dabei sind wir beide und Aline. Erst gibt es Instruktionen von Paddy, dann setzen die beiden um. So geht es zuerst im Essraum los, weiter im Skiraum und hinaus in den Schnee. Abgesehen von einigen Kapriolen von Viki ist es ein vergnüglicher Tag und alle kehren am Abend zufrieden und müde ins Refugio zurück.
Die Schneesituation hat sich seit unserer Ankunft vor zwei Wochen stark verschlechtert. Nur noch der Hang mit den beiden Skiliften haben Schnee und das auch eher in bescheidenem Masse. Die Piste vom Tal unten hoch hat sich in eine Schlammbahn verwandelt und wir haben auch schon mitten in der Nacht Autos aus dem Schlamm befreien müssen.
Dann ist Donnerstag und der grosse Schnee kommt. Fritz hat bereits vor einer Woche angekündigt, dass Ende Woche starke Schneefälle anstehen und die Gäste wohl Probleme haben werden hoch oder runter zu kommen.
Freitagmorgen: 40cm Neuschnee. Zuerst gilt es, die Wege rund ums Haus frei zu schaufeln. Dann auch noch die rund 400 Meter lange Zufahrt zum Refugio befahrbar zu machen. Unser Auto ist prädestiniert für diesen Zweck: Allrad, Gewicht und (funktionierende und passende) Schneeketten.
So rattert Paddy los und spurt den Weg bis zur Strasse und dann auch gleich noch hoch bis zum Skilift. Der Schnee ist noch unberührt und es ist schwierig, nicht von der Strasse abzukommen. Kaum zurück kommt Sergio, einer der Gäste, und meint, sein Auto stecke an der Strasse vorne fest. Zeit zum Ausrücken der Landcruiser-Strassenhilfe. Es benötigt alle Sperren und die Untersetzung um den Pickup aus dem Schnee zu ziehen.
Kaum gefrühstückt, kommt der nächste und meldet, dass er weiter unten mit seinem Auto im Strassengraben steckt. Paddy rückt mit Jhonny aus und schaut sich die Sache an.
An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Autos hier ausschliesslich mit Sommerreifen unterwegs sind, Winterreifen sind gänzlich unbekannt. Schneeketten sind dann die Lösung, doch nur wenige haben eigene Schneeketten; diese dann aber meist in einem erbärmlichen Zustand, noch nie verwendet, zu gross oder zu klein und die Fahrer haben keine Ahnung wie zu Montieren.
Deshalb haben sich ein paar clevere Leute unten im Tal, in San Jose de Maipo, gedacht: Da machen wir ein Geschäft draus! So stehen sie unten am Strassenrand und montieren den vorbeifahrenden Autos die Schneeketten. Wenn die Autos keine eigenen Schneeketten haben, können sie diese dort auch mieten.
Das ganze läuft sehr „südamerikanisch“ ab. Schneeketten müssen nicht passen, sie müssen nur auf dem Rad halten – sollten auf dem Rad halten. Denn gut die Hälfte der Besucher verlieren ihre Ketten auf dem Weg hoch, weil die Ketten kaputt, zu gross oder schlecht montiert sind. So auch bei unserem
„Patienten“, es ist kriminell.
Das Auto steckt mit beiden Rädern im Strassengraben und hat die eine Kette verloren. An eine Montage ist nicht mehr zu denken, denn die Kette ist zum Teil zerrissen und vor allem zu gross. Dazu kommt, dass sie lediglich von alten Fahrradschläuchen gehalten wurden.
So ziehen wir mit vereinten Kräften das Auto aus dem Graben.
Zwischenzeitlich ist auch noch Fritz hoch gekommen und blockiert die Fahrt zur nächsten Kehrstelle. Beim Zurücksetzen rutscht auch er noch mit seinem Suzuki Jeep in den Strassengraben und kommt nicht mehr raus – Ja, Bravo! Jetzt haben wir schon zwei Patienten. Doch wenigstens ist nun eine schmale Durchfahrt frei und Paddy kann hinunter fahren und wenden.
Alle sind nervös. Der Fahrer des zuerst havarierten Autos flattert nur noch. Fritz ist wütend, da er Stress hat; sein Passagier die zweite Köchin sollte dringend ins Refugio, um für die Gäste zu kochen. Und weiter oben stehen noch zwei Autos die runter wollen. Also zuerst unser Auto ebenfalls in den Strassengraben (dank Differenzialsperren kein Problem). Dann wartende Autos durch. Dann Köchin umladen in den Landcruiser, dann havariertes Auto abschleppen bis hoch zum Skilift, wo ihm die Schneeketten repariert und montiert werden können, dann Köchin ins Refugio, dann Fritz aus dem Strassengraben ziehen.
Dann kommt auch schon der nächste Notruf und Paddy rattert mit Jhonny die Strasse hinunter. Den Notruf finden sie nicht, er scheint sich selbst befreit zu haben. Dafür haben sie anschliessend Probleme beim Hochfahren. Zum weissen Schnee gesellt sich genauso weisser Nebel und die beiden überblenden sich dermassen, dass die Strasse kaum noch auszumachen ist. Im Schritttempo treffen sie eine Stunde später im Refugio ein, völlig durchnässt und verdreckt.
Der Tag ist nun schon fast gelaufen. Fritz holt später noch Gäste aus dem Tal hoch, dieses Mal ohne „Ausrutscher“.
Die Tage vergehen weiter mit dem versorgen der Gäste und dem fertigstellen des Skivermietungs-Verschlages im Untergeschoss des Refugios. Dazwischen gesellen sich gelegentliche Fahrten nach San Jose und Santiago zum Einkaufen.
21.07.2011
Lagunillas
Heute ist ein spezieller Tag. Das Fernsehen kommt. Im Rahmen einer Dokumentation über Immigranten macht das Chilenische Fernsehen auch eine Reportage über Fritz.
Da Fritz‘ Auto kaputt ist, macht Paddy den Chauffeur und empfängt zusammen mit Fritz in San Jose das Fernseh-Team. Kurzerhand wir unser Landcruiser zum Filmstudio umgewandelt und es werden Kameras auf der Kühlerhaube und im Innern installiert. Dazu quetschen sich noch ein Kameramann und eine Reporterin ins Fahrzeug innere. Die ganze Fahrt hoch zum Refugio wird dann gefilmt und interviewt. Der Tag geht für Fritz und das Filmteam auf der Skipiste und in der Küche weiter.