Jetzt geht es zügig an die Grenze. 50 Kilometer vor der Grenze erreichen wir ein weiteres Flusstal und die Landschaft ändert sich schlagartig. Seit Santiago bestand die Landschaft entlang der Küste aus Sand und Staub, nur unterbrochen von grünen, scharf abgegrenzten Flusstälern. Nun wird die Landschaft anders. Überall wachsen Bananenbäum und riesige Reisfelder säumen die Strasse. Als wir die Ecuadorianische Grenze überschreiten, ist die Landschaft definitiv nur noch tropisch. Bananenplantagen ohne Ende.
Ach ja, Grenzübertritt. Wie üblich ist sind die Stunden vor dem Grenzübertritt von kleineren Streitereien zwischen uns gezeichnet. Wie üblich sind wir angespannt und unsicher. Was erwartet uns wohl hier? Wie sind die Grenzbeamten? Läuft alles rund? Haben wir alle Papiere, Stempel und Unterlagen?
Natürlich läuft alles rund. Wieder sind alle sehr nett und freundlich. Und wieder war die ganze Aufregung um sonst.
Einzig der Ecuadorianische Zoll ist ein Vorgeschmack darauf, was uns bis in die USA bevorsteht. Vom Migrationsbüro an der Grenze schickt man uns weiter. Etwa 1,2, nein 7 Kilometer sei der Zoll entfernt. Unsicher machen wir uns auf den Weg. Immer bedacht, ihn auf keinen Fall zu verpassen. Schlussendlich erreichen wir ihn und Paddy stellt sich an, während Petra im Auto wartet.
Ach bitte, wo muss man denn hier lang zum Zoll? Ah, da drüben? Vielen Dank.
Ist hier die Zollabfertigung? Nein? Wo müssen wir denn hin?
Ungefähr nach dem 4. oder 5. Mal Fragen haben unsere Gegenüber verstanden, dass wir Europäer sind mit ihrem eigenen Fahrzeug aus Europa und es gerne temporär mit nach Equador nehmen wollen. Wir sind bestimmt nicht die ersten, welche hier durchkommen, doch werden wir genauso behandelt – selbstverständlich immer nett und freundlich.
Paddy stellt sich schliesslich vor einem Schalter an und wartet. Und wartet. Und wartet. Laufend kommen von links und rechts andere Menschen, die einfach direkt zum Schlitz im Fenster vordrängen und ihre Papiere hineinstecken. Hinter dem Fenster sitzt ein leicht verloren wirkender Mann im Kampfanzug und Offiziersabzeichen. Er sieht aus, als ob er seine Arbeit zum ersten Mal macht und versucht die 4-5 „Kunden“ gleichzeitig zufrieden zu stellen. Zum Glück bemerkt er nach einer Weile, dass Paddy hinten wegbleibt und winkt ihn zu sich ans Fenster. Was er denn wolle, fragt er Paddy. Dieser erwidert, dass es um die temporäre Einfuhr eines Autos aus Europa geht. Der Beamte wirkt etwas verwirrt und macht seine angefangene Arbeit weiter. Dann scheint er es sich anders zu überlegen und winkt Paddy hinten herum zu sich ins Büro.
„Haben Sie alle Unterlagen?“
„Selbstverständlich haben wir alles. Hier der Fahrzeugausweis, die Versicherung, der Führerausweis und der Pass.“
„Und haben sie auch die SOAT schon?“
„Die was bitte?“
„Die SOAT, die obligatorische Haftpflichtversicherung für Ecuador.“
„Ja denn wir haben eine Versicherung für gesamt Süd- und Mittelamerika, bei der Ecuador mit eingeschlossen ist.“
„Nein, die gilt leider nicht. Ihr müsst zurück in die Stadt fahren und dort eine Versicherung abschliessen.“
„Wie, wo, was?“
Der verwirrte und gestresste Paddy wird mit einer kurzen Wegbeschreibung vor die Tür gesetzt und wir fahren zurück in die Stadt. Wir sind einigermassen genervt, denn wir haben viel Geld für die Versicherung für gesamt Südamerika bezahlt.
In der Stadt fragen wir uns bis zu einer Verkaufsstelle für die SOAT durch und halten diese wenige Minuten später und 10 USD ärmer in der Hand.
Also wieder zum Zoll.
Wieder hinten anstehen.
Wieder zum Hintereingang des Büros gewunken.
Dieses Mal steht auch hinten vor der Bürotür jemand an. Ein Paraguayo ist mit seinem Auto unterwegs. Er wird zuerst ins Büro gebeten und Paddy beobachtet das Geschehen durch die Glastür.
Es ist schwierig herauszufinden mit welchen Prioritäten der Beamte seine Kunden abfertigt. Vor dem Fenster drängen sich unzählige Menschen mit Papieren, im Büro sitzt der Paraguayo mit seinem gelangweilten Sohn und mittendrin der Beamte. Hmm, eine gewisse Multitasking-Fähigkeit ist dem Beamten nicht abzusprechen.
Nach einer Weile und unzähligen Klicken am Bildschirm wird Paddy auf das ratlose Gesicht des Beamten aufmerksam. Wie es scheint, kann er die Papiere für den Paraguayo nicht ausdrucken.
Disculpe, kann ich vielleicht helfen? Paddy schiebt den Kopf durch den Türspalt. Alsbald sitzt auch Paddy noch in dem überfüllten Büro und versucht erfolglos das Dokument auszudrucken.
Ein Telefonanruf beim Support hilft auch nicht, da der Beamte den Supporter nicht versteht. So wiederholt er, was er am Telefon hört und Paddy versucht es umzusetzen. Als finale und wie sich herausstellt, rettende Idee, versucht man das Dokument von einem anderen Computer auf einem anderen Drucker auszudrucken.
Nun kommt auch Paddy endlich an die Reihe und wenige Minuten später hält er das benötigte Zollpapier in Händen. Über 3 Stunden hat alles gedauert. Wie wir uns versichern liessen, ist das im Vergleich zu Zentralamerika sehr speditiv…
Durch endlose Bananen-Plantagen von Dole und Chiquita, kämpft sich unser Auto den Berg hinauf Richtung Cuenca. Eine halbe Stunde vor Cuenca, in einem kleinen Dorf halten wir vor einer Ampel und wie üblich stellt sich ein Auto rechts vor uns hin, so dass es möglichst vor uns über die Kreuzung kommt. Aber nein, dieses Mal ist es anders. Der Fahrer kurbelt das Fenster runter und winkt uns. Völlig begeistert schreit er uns zu, dass er im Toyota Club in Cuenca sei und lädt uns für’s Wochenende zum Club Meeting ein.
Leider reicht unsere Zeit nicht, um bis zum Clubmeeting am Wochenende zu warten doch wir vereinbaren mit Juan, dass wir mit ihm heute Abend essen. So treffen wir uns dafür einige Stunden später mit ihm und seiner Frau. Selbstverständlich kommt er mit seinem Landcruiser. Über Stock und Stein führen sie uns in ein abgelegenes Quartier der Stadt und in ein traditionelles Lokal. Jetzt wird unser Tisch mit allen Köstlichkeiten Ecuadors überladen. Bereits am ersten Abend in Ecuador kommen wir in den Genuss einer sättigenden Einführung in die hiesigen Kochkünste – es ist köstlich!
Tags darauf hilft uns Juan noch zu einem Automechaniker des Clubs – irgendetwas knackt komisch wenn wir Kurven fahren. Nach einer ergebnislosen Suche beschliessen wir, dass unser Auto zumindest wieder eine unbeschwerte Sicht nach vorne bekommen soll. Eine neue Frontscheibe soll eingesetzt werden.
Schnell ist ein entsprechender Händler gefunden und der Preis ausgemacht. 150 USD kostet die Scheibe inklusive Montage. Wir sind gespannt und hoffen, dass der Monteur sauber arbeitet. Wir haben keine Lust auf eine undichte Frontscheibe.
Die alte Scheibe ist schnell draussen und wir staunen mit grossen Augen wie der Monteur die neue Scheibe mit einem dünnen Seil innert Minuten eingesetzt hat. Perfekt sitzt die Scheibe und wir machen uns mit klarer Sicht wieder auf den Weg. Keine Bull-Eyes, keine Risse, keine Sprünge mehr.
Seit wir in Ecuador sind, achten wir sehr aufmerksam auf die Verkehrs-Signale, vor allem die Geschwindigkeits-Beschränkungen. Oft sind sie zwar sinnlos und die geforderten Höchstgeschwindigkeiten hirnrissig, doch wir halten uns daran, denn die Strafen sind drakonisch. Autobahn oder Ausserorts 10 km/h zu schnell – direkt 3 Tage in den Verkehrsknast – ohne Verhandlung, ohne Anwalt, ohne Richter.
Alkohol am Steuer – direkt 5 Tage in den Verkehrsknast.
Ecuador hat sich etwas einfallen lassen, um die chronisch zu schnell Fahrenden, zu bremsen. Allerdings werden wir nach wie vor laufend überholt; es scheint uns aber, dass die Mehrheit der Lenker versucht sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit zu halten.
Die chronische, südamerikanische Ungeduld gepaart mit diesen rigorosen Gesetzen hat zum Resultat, dass es oft zu schleichenden Überholfahrten kommt. Was wiederum in entgegenkommenden Fahrzeugen auf unserer Spur endet. Selbstverständlich wird bei unserem Anblick nicht gebremst sondern es wird, unter Ausserachtlassung drohender Knaststrafen, kräftig beschleunigt. In diesen Situationen ist es ratsam, auf den schmalen Bergstrasse einen Plan B ins Auge zu fassen, den Fuss auf’s Bremspedal zu setzen und sich nach einem Ausweichplatz umzuschauen – der nicht gerade senkrecht in die Tiefe führt.
Unsere nächste Station ist der Amazonas. Wenigstens einer der Zuflüsse des grössten Stroms der Erde. Von Cuenca aus fahren wir nach Mendez. Die Strasse ruft Erinnerungen an die endlosen Kurven von Cusco nach Nascar in uns wach.
Aus dem Amazonas Becken steigen die Wolken und der Nebel immer dichter hoch. Bald haben wir nur noch eine Sicht von wenigen Metern. Einige Stunden später sind wir durch die Wolkendecke durch und vor uns breitet sich der Urwald aus.
Die Temperaturen sind kühl – nur etwa 28 Grad. Dafür ist die Luftfeuchtigkeit etwas höher – mindestens 200%. Kaum bewegt man sich, ist man klatschnass.
Mendez entpuppt sich als Urwald-Kleinstadt wie aus einem Hollywood Streifen. 2 Strassen breit und 6 Querstrassen lang. 2 Hotels und ein Hauptplatz. Umgeschlagen wird alles was der Urwald hergibt und entsprechend ist die Mischung der Menschen – abenteuerlich!
Tags darauf machen wir uns auf den Weg an den Rio Napo. Hier wollen wir AmaZOOnica, eine Tierauffangstation, besuchen.
Auf dem Weg bemerken wir, dass unsere neue Frontscheibe leider nicht so dicht ist, wie der Monteur versprochen hat. So haben wir alle Hände damit zu tun Taschentücher in den Gummifalz zu stopfen und sie anschliessend vor den Fenstern auszuwinden.
AmaZOOnica erreichen wir etwas zu spät, denn man kann das Camp nur mit dem Boot besuchen. Nach kurzer Suche finden wir einen Geflügelfarmer bei dem wir uns auf den Hof stellen dürfen.
Es ist unklar wer für wen die grössere Attraktion darstellt. Wir für die Familie oder die Familie für uns. Als der Sohn der Familie den ersten Schritt macht und sich schüchtern dem Fahrzeug näher, ist bald die ganze Familie um unser Auto geschart und wir müssen Rede und Antwort stehen.
Am nächsten Morgen Fahren wir zurück zur Anlegestelle der Kanus. Unsicher stiegen wir in den schwankenden Einbaum. Mit brausendem Aussenborder drehte der Bootsführer das lange Boot in die aufgebrachten Wasser des Flusses und wir fühlten uns augenblicklich wie in einem Amazonas-Abenteuer. Leider dauerte die brausende Fahrt nur wenige Minuten, dann legten wir beim der Auffangstation an.
Die Station wurde von einer Schweizerin und ihrem Ecuadorianischen Ehemann gegründet. Ihr Ziel ist es Wildtiere welche verletzt sind oder widerrechtlich in Haushalten gehalten wurden, aufzunehmen und nach Möglichkeiten wieder auszuwildern. Wenn dies nicht gelingt, so bietet die Station ein Zuhause wo die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung mit Artgenossen leben können.
Als man unsere Herkunft vernahm wurde uns gleich eine Schweizerin als Führerin zugeteilt. Die Station wird von Voluntären betrieben. Therese, unsere Führerin hat sich nach ihrer Pension entschlossen sich für Tiere zu engagieren. Jedes Jahr verbringt sie 3 Monate in der Station und arbeitet unentgeltlich.
Die Tiere werden meist von der Polizei hier abgeliefert. Sie findet diese bei Razzien und Durchsuchungen oder auch einfach im Abfall. Es ist eindrücklich, dass die Behörden die Kosten und Anstrengungen auf sich nehmen die Tiere den weiten Weg hierher zu bringen.
Wie Therese betont, sind lediglich zwei Generationen vergangen seit die Menschen im Lendenschurz mit Blasrohr durch die Wälder streiften. Das Verständnis der Funktion der Tiere endet oft bei der Geniessbarkeit des Fleisches.
Was wir gesehen haben, bewegt uns. Wir finden, dass die Menschen die mit und für die Stiftung amaZOOnico arbeiten viel für Tiere, Menschen und Urwald tun. Wir haben gesehen, wie das Geld eingesetzt und verwaltet wird. Deshalb legen wir euch wärmstens ans Herz einen kleineren oder grösseren Betrag für diese Sache zu spenden.
Hier ein Abdruck des Merkblatts von amaZOOnico
Der amaZOOnico fängt seit 1993 Wildtiere auf, welche die Polizei auf Märkten beschlagnahmt hat oder die als Haustiere gehalten wurden. In Ecuador ist der Handel mit Wildtieren verboten - dennoch kaufen Privatpersonen Affen, Ozelots oder Papageien. Die niedlichen Tiere werden jedoch schnell lästig, denn mit zerkratzten Möbeln und Chaos im Wohnzimmer hat niemand gerechnet. Auch Jäger die Muttertiere im Wald geschossen haben, bringen uns Jungtiere.
Die meisten Tiere erreichen den amaZOOnico in einem schlechten Zustand: falsch ernährt, verhaltensgestört, vom Angebundensein verwundet und häufig voller Parasiten. Aus diesem Grund stirbt auch bereits ein Drittel der Tiere während der Anreise oder in den ersten Tagen in der Wildauffangstation.
Ein weiteres Drittel der Tiere kann erfolgreich ausgewildert werden; all jene, die gesund, ausgewachsen und scheu sind.
Das letzte Drittel erfüllt diese Kriterien nicht und bleibt auf der Station - sei es in Freiheit oder in schützenden Gehegen.
Die Arbeit des amaZOOnico ist eng mit anderen Projekten verbunden. Es wäre unmöglich, Tiere auszuwildern ohne den umgebenden Schutzwald "Selva Viva" ("lebendiger Wald"). Privatpersonen und eine Schweizer Genossenschaft haben diesen zur Zeit etwa 1700 Hektar umfassenden Primärwald gekauft. Jagd, Goldwaschen und Abholzung sind hier verboten.
Des weiteren arbeitet der amaZOOnico eng mit der Indiogemeinschaft von Ahuano zusammen, um den Regenwald nachhaltig zu nutzen.
Auch bei anderen Themen liefern der amaZOOnico Informationen und klären auf zum Beispiel was Abfall, Auswirkungen von Erdölbohrungen und Pestizideinsatz in der Landwirtschaft betrifft.
Unsere Voluntäre und Praktikanten geben auch Unterricht in Umwelterziehung und Englisch in der Dorfschule von Ahuano.
In unseren Lodges möchten wir unseren Gästen den Regenwald und die indianische Kultur näherbringen. Auf der anderen Seite möchten wir den indianischen Gemeinschaften auch zeigen, dass ihr Wald wertvoll und erhaltenswert ist, dass sich der Reichtum nicht in der aktuellen Ausbeutung der Schätze und Rohstoffe liegt. Wir möchten aufzeigen, dass unter anderem auch der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle sein kann, sofern der Wald gut erhalten ist und bleibt.
Daneben bietet sich für Jugendliche eine einmalige Gelegenheit sich im Tourismusgewerbe ausbilden zu lassen und Fremdsprachen zu erlernen. Für die isolierten Gemeinschaften im Wald eine sehr wichtige Chance, um die Abwanderung der Jugendlichen in die Städte vermeiden zu können.
Hauptziel der am 23.9.2001 eröffneteten Schule ist es, den Kindern nebst einer soliden Grundausbildung auch wichtige ethische Werte zu vermitteln.
Der Förderung von selbständigem Denken, Urteilsvermögen, eigenverantwortlichem Handeln, Kreativität, innovativem Problemlösungsverhalten, Umweltbewusstsein und kulturellem Bewusstsein wird ein hoher Stellenwert eingeräumt.
Im Mehrklassensystem werden die Kinder der Umgebung unterrichtet mit dem Ziel, die Verbindung zwischen ursprünglicher Kultur und moderner Welt bestmöglich herstellen und leben zu können
Spendenkonto Schweiz:
Padrinos del amaZOOnico
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Kontakt:
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Schlössli
CH-3116 Kirchdorf
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cvsk@sunrise.ch
Kontakt Volontäre:
amaZOOnico
Apt. 202, Tena/Napo
Ecuador
+593 63 017 702
amazoonico@gmail.com
Kontakt Lodge:
Remigio Canelos
Apt. 202, Tena/Napo
Ecuador
+593 63 017 702
llanalodge@gmail.com
Einige Stunden später sind wir zurück auf der Hauptstrasse und die Fahrt geht weiter nach Quito. Hier stossen wir auf Gert und sein Hostal Zentrum. Es ist ein Stück Deutschland in Ecuador – wenigstens wird Gert kaum müde dies zu betonen. Er ist ein Unikum und wir haben viel Spass, ihm und seiner Lebensgeschichte auf dem Hamburger Kiez zuzuhören.
Quito selbst haut uns nicht aus den Socken. Vor allem nach einem feinen Nachtessen beim Peruaner um die Ecke ist Paddy ausser Gefecht. Das Ceviche war wohl nicht mehr ganz frisch. Und Paddy verbringt die nächsten 2 Tage damit, zwischen Toilette und Auto hin und her zu pendeln.
01.01.2013
Quito – Mompiche – Mindo – Ibarra – Las Lajas – Popayan – Tulua
Als sich Paddy’s Bauch soweit wieder beruhigt hat, dass wir die Reise fortsetzen können, machen wir uns eilends auf den Weg Richtung Meer. Unbedingt wollen wir noch einige Tage ausspannen bevor wir uns nach Kolumbien und in den Weihnachtsstress begeben – die Schilderungen unserer Freundin haben uns gewarnt…
Auf unserer Fahrt überqueren wir den Equator. Von nun an reisen wir auf der Nordhalbkugel – im Moment heisst dies, wir reisen im Winter… brrr… ist das heiss!
Wir erreichen Mompiche gegen Abend. Es wurde uns eine kleine Cabaña Siedlung etwas weiter den Strand hoch empfohlen. Da wir wissen, dass man sie nur bei Ebbe erreichen kann, gilt unsere erste Sorge dem Wasserstand. Leider ist Flut und die Ebbe setzt erst in einigen Stunden, nach Sonnenuntergang, ein.
Angesichts unserer Sand-Phobie verschieben wir die Weiterfahrt auf den nächsten Tag. Nur um am Morgen mit Schrecken festzustellen, dass wir einen kleinen Fluss durchqueren müssen, der sich über den Strand wälzt.
Wie es scheint, ist er ausgerechnet heute sehr tief und die Strömung stark. Wir müssen warten bis das zurückgestaute Wasser abgeflossen ist.
Nachdem wir den Fluss an allen möglichen Stellen durchwatet haben und sicher sind, wo wir ihn durchqueren wollen, machen wir uns sehr nervös ans Werk. Allrad und Untersetzung sind eingeschaltet. Langsam fährt Paddy auf den Fluss zu, während Petra mit der Kamera auf der anderen Seite steht und dem Kommenden bange entgegensieht.
All unsere Befürchtungen sehen sich bestätigt als das Fahrzeug die erste Stufe in den Fluss hinunter rumpelt und mit heulendem Motor stehen bleibt. Was ist los. Hecktisch schaltet Paddy die Differenzialsperren zu. Sch… kaum im Fluss und schon drehen die Räder durch…!!!
Schreckensszenarien von unserem Auto, das in den Fluten des zurückkehrenden Meers versinkt zucken uns durch den Kopf.
Ruhig Blut – kein Problem – durch den Ruck ist nur der Gang rausgefallen.
Kaum ist der Gang wieder eingelegt, geht die Fahrt weiter – alles problemlos, uff!
Auf dem Strand sinkt das Fahrzeug keinen Millimeter ein. Der Sand ist steinhart. Die Fahrt gleich der auf einer Autobahn.
Zuerst will man uns bei den Cabañas nicht und schickt uns zu den nächsten Cabañas weiter. So fahren wir den Strand bis ans Ende und gucken uns mal den nördlichen Fluss mit den Mangrovenwäldern vom Strand aus an. Dann kehren wir zurück und bestehen darauf, dass uns die Cabañas am besten gefallen. Darauf lässt man uns dann auch unter die Palmen parkieren, wo wir uns wenige Meter vom Strand entfernt hinstellen dürfen – mit bester Aussicht!
Dann kehrt die Flut zurück. Wir sind überrascht wie hoch das Wasser steigt. Es reicht bis an die Wurzeln der Palmen 10 Meter von unserem Zelt entfernt. Dabei war das Wasser bei Ebbe über 100 Meter weiter draussen.
Die nächsten 2 Tage verbringen wir mit Faulenzen und Schwimmen, dann müssen wir ans weiterfahren denken, denn wir wollen immer noch zu Weihnachten in Kolumbien sein.
Niesen ist erlaubt – Schnäuzen jedoch nicht. Für uns wirkt es befremdlich, doch in Ecuador wird es als unanständig angesehen, wenn man sich in der Öffentlichkeit die Nase putzt – mit Taschentuch, wohlverstanden. Es entspricht in etwa dem Nasepopeln oder –bohren bei uns.
Weshalb das so ist, haben wir nicht herausgefunden. Wir vermuten, dass es noch aus der Zeit kommt, als man sich die Nase noch ohne Taschentuch geputzt hat – das war natürlich sehr unappetitlich und würde/tut uns auch stören.
Die nächste Etappe führt uns nach Mindo, einem kleinen Dorf, das für seine reiche Vogelwelt berühmt ist. Leider können wir uns nicht mehr Zeit dafür nehmen und begnügen uns mit den Eindrücken, welche wir an einem Abend und einem Morgen mitnehmen können – und diese sind schon ausserordentlich schön.
Dann geht’s weiter bergan. Unser Ziel ist Ibarra, 100km vor der Kolumbianischen Grenze. Hier haben wir die Adresse des Australiers Graham, der sein Haus für Overlanders offen stehen hat. Als wir ankommen steht bereits ein Australischer Landcruiser vor der Tür – zu unserer Überraschung sind die Passagiere jedoch nicht Australier sondern Ana Maria eine Schweiz-Kolumbianerin und Mike ein Deutscher. Bald darauf stellt sich auch Graham ein und wir essen zusammen.
Graham ist vor einigen Jahren nach Ecuador gekommen und hat jetzt eine Gärtnerei. Da ihm die Gesellschaft der Reisenden gefällt, hat er an seinem Haus einen Anbau angefügt mit zwei Gästezimmern und einem grossen Aufenthaltsraum mit Küchen und Bad. Alles steht den Overlandern kostenlos zur Verfügung inklusive seine sehr engagierte Unterstützung bei Problemen aller Art. Uns beeindruckt die grosszügige Art Grahams und überlegen uns, ob wir nicht etwas Ähnliches zu Hause machen könnten.