(Dauer 1 Std)
Reist man aus den USA nach Mexiko, ist das Prozedere um vieles einfacher und günstiger!
Crooked Tree (BEL) – Tulum(MEX) – Calacmul
Auf der Frontseite unseres Reiseführers prangt ein schönes Photo von Maya-Ruinen direkt an einem schönen weissen Strand. Wie wir herausfinden ist es Tulum, direkt nördlich von unserem Grenzübertritt nach Mexiko. Wir entschliessen uns, dort hinzufahren, wir wollen die Ruinen am Strand mit eigenen Augen sehen.
Nach dem kleinen, schäbigen Grenzdorf sind wir über die tiptop gepflegte Autobahn erstaunt und noch viel mehr als wir nach Tulum gelangen. Wir wähnen uns irgendwo in den USA. Als wir auf die Karte schauen ist uns klar weshalb. Wir sind nur 200km von Cancun entfernt, eine Amerikanische Touristenhochburg.
Von unserem Campingplatz am schneeweissen Strand sehen wir direkt zur Maya Ruine hinüber. Es heisst ein letztes Mal im karibischen Meer baden und wir geniessen den Sonnenschein und das warme Wasser.
Leider ist der Morgen danach nicht so schön und die vielen Wolken, der hohe Eintrittspreis und die drängenden Massen halten uns davon ab, die Maya-Ruinen zu besichtigen. Unverrichteter Dinge drehen wir wieder um – jedoch nicht ohne vorher noch eine der berühmten Zenoten besucht zu haben.
Zenoten sind mehr oder weniger tiefe Löcher im kargen Kalkboden der Halbinsel Yucatan, auf deren Grund Wasser zu Tage tritt. Oft sind die sichtbaren Wasserflächen nur ein kleiner Teil eines riesigen, unterirdischen Gewässers. Für die Ureinwohner waren sie die einzigen zugänglichen Süsswasserquellen auf der ganzen Halbinsel.
Die grössten Zenoten durchmessen einige hundert Meter und sind auch ebenso tief. Andere, wie die von uns besuchte Cenote Azul, durchmisst ein Dutzend Meter und ist 5 Meter tief.
Wir sind bereits vor der offiziellen Öffnungszeit da. Freundlicherweise lässt man uns eine Viertelstunde früher ein, was uns den entscheidenden Vorsprung zu den anderen Besuchern verschafft: Wir haben die Zenote für uns alleine.
Bewaffnet mit unseren Schnorcheln und Masken tauchen wir in das kühle Bad ein. Es umfängt uns ein unnatürliches Blau. Das Wasser ist kristallklar und wir sehen über die ganze Strecke des unterirdischen Gewässers. Einige kleine Fische nähern sich uns neugierig als wir durch das seichte Wasser schnorcheln. Hin und wieder erspähen wir eine Wasserschildkröte. Es ist eine bizarre Überwasserlandschaft, welche sich unter Wasser fortsetzt. Stalaktiten hängen von der Decke und berühren mit ihren Spitzen den Boden weiter unter der Wasseroberfläche. Am Rand senkt sich der Boden steil ab und verschwindet in dunklen Tiefen. Wie wir vernommen haben, ist es ein unterirdisches System, welches sich über viele Kilometer hinzieht, meist unter Wasser. Hier geht es nur noch für Höhlentaucher weiter.
An der Grenze hat uns die Beamtin gesagt, dass eine Haftpflichtversicherung in Mexiko nicht Pflicht ist. Wies uns aber gleichzeitig auf ein kleines Büro im Grenzdorf hin, mit der Anmerkung, dass man Versicherungen aber auch in jeder grösseren Stadt abschliessen könne.
Da das kleine Versicherungsbüro an der Grenze jedoch über 100 USD für einen Monat wollte, haben wir uns entschlossen in der nächsten Stadt eine Versicherung abzuschliessen – ganz ohne Versicherung herumzufahren, ist uns zu gefährlich.
So suchen wir in jeder Stadt nach einer Versicherung, die uns akzeptiert. Fehlanzeige! Wir landen schlussendlich wieder in dem kleinen, hässlichen Grenzdorf bei der überteuerten Versicherungsagentin und kaufen uns eine Versicherung für einen Monat.
Calacmul – Isla Aguada – San Andreas Tuxla – Puebla - Teotihuacan
Die zweiten Maya-Ruinen, welche wir unbedingt anschauen wollen, sind die von Calacmul, wenige Kilometer nördlich der Guatemaltekischen Grenze.
Es ist schon spät als wir den abgelegenen Eingang erreichen und wir verbringen die letzten Sonnenstrahlen des Tages mit Plaudern mit den beiden Parkrangern. Es bleibt uns anschliessend nicht mehr viel Zeit, für die Zubereitung unseres Abendessens, denn es zieht ein Gewitter auf. So haben wir auch knapp fertig gekocht, als der Regen einsetzt und wir verziehen uns ins Fahrzeuginnere. Der Regen wird immer stärker und das Gewitter kommt immer näher. Da hat Paddy deine Idee: Nutzen wir doch den Regen zum Duschen. Zum Glück ist es bereits finster und wir sind die einzigen auf dem grossen Parkplatz. So hüpfte Paddy splitternackt aus dem Auto und stellt sich mit einem Stück Seife in den strömenden Regen. Jetzt wissen wir, weshalb die Briten es eine Shower nennen. Kurz danach springt auch Petra aus dem Auto und bald darauf sind wir beide blitzblank-sauber.
Am Morgen fahren wir die restlichen 50 Kilometer in die Stichstrasse bis zu den Ruinen. Es ist eine lange Fahrt durch den dichten Urwald.
Auch hier sind wir wieder von den architektonischen Fähigkeiten und Künsten der Mayas beeindruckt. Es sind verschiedene grosse Gebäude. Palaste, astronomische und religiöse Einrichtungen und einfache Wohngebäude. Selbstverständlich sind auch hier wieder die Pyramiden, die am meisten Beeindrucken. Sie erheben sich weit über die Baumwipfel und von Gipfel der Pyramiden sieht man die Spitzen der jeweils anderen. Es sind beeindruckend viele Pyramiden, die sich aus dem grünen Meer des Dschungels erheben.
Allen ist klar, dass der Vatikan in Lateinamerika seine Hochburg hat. Zwar erobern immer öfters auch andere religiöse Gruppierungen die Seelen der hiesigen Bewohner, doch sind die meisten noch in Händen der katholischen Kirche. In vielen Ländern ist es erst seit wenigen Jahren möglich sich scheiden zu lassen, davon wird jeweils auch rege Gebrauch gemacht. In Chile liegt die Scheidungsrate bei weit über 50%.
Ein wesentlicher Beitrag leisten dazu die allgegenwärtigen Motels. Ihr fragt euch, was Motels mit Scheidung zu tun hat? Nun, in den meisten Ländern Lateinamerikas gehört es zum guten Ton, dass man nebst seinem/r gesetzlichen Partner auch noch ein, nun sagen wir einmal, eine/n Freizeit-PartnerIn hat. Dieser Freizeit-Partnerschaft wird jeweils in Motels gefrönt. So sind Motels auch nur auf Stunden-Gäste eingerichtet und garantieren höchstmögliche Diskretion. Das Motel ist meist ausserhalb der Ortschaft und mit einer hohen Mauer umschlossen. Die Einfahrt ist verwinkelt, so dass man von aussen nicht direkt in den Innenhof sieht. Im Innenhof hat es pro Zimmer eine Garage mit Tor. Dort fährt man hinein und schliesst das Tor. Der Zugang zum Zimmer ist direkt aus der Garage – eine Rezeption gibt es nicht. Im Zimmer hat man dann eine Gegensprechanlage und Zahlmöglichkeit per Karte oder eine kleine Klappe durch welche man das finanzielle Regelt. Durch die gleiche Klappe erfolgt auch die Versorgung des Zimmerservice.
Der gerechtigkeitshalber muss hier angefügt werden, dass Motels nicht nur für unmoralische Stunden dienen, sondern auch für Paare, die zu Hause in den beengten Verhältnissen der Grossfamilie keine Privatsphäre finden.
Unsere weitere Fahrt führt zum Golf von Mexiko, dem selbigen entlang, dann direkt nach Nordwesten auf über 2400 Meter Richtung Mexiko City. Es ist ein komisches Gefühl mit 100 km/h auf einer Autobahn zu fahren, welche über eine endlose Ebene führt und man sich gleichzeitig auf gleicher Höhe wie viele Berggipfel in der Schweiz befindet.
Kurz vor Mexiko City, in Puebla, treffen wir auf zwei Schweizer. Sie sind mit ihrem MAN Lastwagen unterwegs. Klar, dass wir uns zusammensetzen und quatschen. Sie sind auf dem Weg von Norden nach Süden und total begeistert von Mexiko. Wie sie uns erzählen, sei die USA viel weniger angenehm zu bereisen. Die Menschen seien viel verschlossener und unfreundlicher. Die gleiche und ähnliche Beschreibungen vernehmen wir in den darauffolgenden Wochen auch noch von verschiedenen anderen Reisenden. Jedenfalls wappnen wir uns daraufhin mit Geduld und schrauben unsere Hoffnungen zurück.
Bei all diesen Berichten über die USA, welche wir von verschiedenen Reisenden hören, fehlt nie die Erwähnung eines gehässigen und aggressiven Grenzbeamten, der einem das Reisen in die USA bereits bei der Ankunft vergrault.
Tags darauf sind wir in Teotihuacan, einem Vorort von Mexiko City und wohl auch der Ursprung der zeitweise weltgrössten Stadt. Die Sehenswürdigkeit des Ortes sind die grösste, noch existierende Maya Anlage. Sie erstreckt sich über viele Kilometer. Das Herzstück sind die beiden Pyramiden Sol y Luna. Umgeben sind die beiden gigantischen Gebilde von endlosen Palästen, Strassen und Gebäuden. Es ist ein unglaublich grosser Komplex, der heute erst zu einem kleinen Teil ausgegraben ist, doch bereits jetzt das Vorstellungsvermögen eines einzelnen Menschen sprengt.
Selbst die Azteken, welche die Mayas einige Jahrhunderte später ablösten, schafften es nicht zu dieser Blüte.
Schon oft haben wir in unserem Reisetagebuch das Thema Abfall aufgenommen. Doch Mexiko scheint dem ganzen die Krone aufzusetzen. Von allen Mittelamerikanischen Staaten ist Mexiko bei seiner Abfallbewältigung noch am wenigsten weit gekommen. Es sind Berge von Abfall die überall herumliegen oder vom Wind übers Land und durch die Städte getrieben werden. Zwar sind bereits einzelne zaghafte Bemühungen des Recyclings zu spüren, doch uns scheint, dass der Wille fehlt es richtig anzupacken.
Wir wissen nicht, ob es auf die oft erwähnte Korruption zurückzuführen ist, oder ob es einfach an der Ignoranz der Menschen liegt. In keinem anderen Lateinamerikanischen Land ausser Bolivien haben wir einen so achtlosen Umgang mit dem Abfall erlebt.
Entgegen unseres ursprünglichen Plans entschliessen wir uns, Mexiko City zu besuchen. Es sind von Teotihuacan nur 2 Stunden mit Bus und Metro.
Dick mit Sonnenschutz eingeschmiert, wir befinden uns auf 2300 Meter Höhe, setzen wir uns Morgens früh in den Bus nach Mexiko City. In den Aussenbezirken steigen wir in die Metro um und schon bald sind wir mitten in der riesigen Stadt. Es ist ein Gebilde vergleichbar mit alten Grossstädten Europas. Unzählige Kirchen und Kathedralen, Parks und Alleen bilden das Gitter für viele kleine, verwinkelte Strassen. Obschon wir uns vorbereitet haben und uns herausgeschrieben haben, was wir sehen wollen, haben wir am Abend das Gefühl, noch überhaupt nichts gesehen zu haben. Dennoch war es ein interessanter Tag in einer eindrücklichen Stadt.
Zugfahren in Lateinamerika ist ein Freizeitvergnügen wie in Europa Achterbahnfahren. In ganz Süd- und Zentralamerika gibt es nur eine Handvoll kommerzielle Zuglinien, mit welchen ein geregelter Personentransport möglich ist. Die meisten Züge sind in Freizeitparks oder Nostalgiezüge zu spezifischen Ausflugszielen.
Doch wie reist der Lateinamerikaner? Ganz einfach: per Bus!
Busverbindungen gibt es nach überallhin. Wir sahen Buslinien die von Santiago bis nach Bogota fahren – also durch 4 Länder über x-tausend Kilometer. Busverbindungen zwischen Santiago und Buenos Aires sind nichts Aussergewöhnliches und auch nicht von Panama-City nach Mexiko-City und Phoenix, USA.
Es sind in der Regel grosse 30-40plätzige Reisebusse. Unterschieden werden dabei die Kategorien. Comfort, Semi-Cama, Cama. Comfort sind meist einfache Sitze, bei Semi-Cama kann man die Sitze mehr oder weniger weit zurückklappen, oft wirklich angenehme Schlafposition. Cama hat dann meist voll zurückklappbare Sitze und auch Fussstützen zum Hochklappen. Ganz selten haben wir auch Busse mit richtigen Betten gesehen.
Die Preise der Bustickets sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Oft sind die Preise vom Staat subventioniert und sehr günstig d.h. man reist für 10-20 Dollar 20-30 Stunden.
Interessant sind die Busbahnhöfe. In kleineren Dörfern bestehen sie aus einer Wartebank am Strassenrand, anderenorts sind es riesige Gebäude, ähnlich denen von Flughäfen. Im Gebäude hat man dann auch alle Dienstleistungen wie in einem Flughafen.
Speziell in Mexiko fielen uns auch die strengen Sicherheitsvorkehrungen auf. Alle Passagiere und Gepäckstücke wurden geröntgt. Speziell im Abendbus wurden zusätzlich noch alle Passagiere gefilmt/fotografiert – natürlich ohne Erklärung weshalb oder was mit den Bildern anschliessend geschieht.
Fazit: Busfahren in Lateinamerika ersetzt den Zug und ist spannend.
24.03.2013
Teotihuacan – Guanujuato – Zacatecas – Sierra de Organos - Mazatlan
Überall wo wir in Mexiko auf einen Campingplatz kommen, empfängt uns gähnende Leere. Wie wir von den klagenden Betreibern erfahren, hat es im Moment fast keine Amerikanischen Touristen. Die US Regierung hat im letzten Jahr eine Reisewarnung für Mexiko herausgegeben. Unmittelbar darauf sind die vielen zig-hundert-tausend Touristen ausgeblieben. Wir stellen uns vor, wie es aussehen würde, wenn all die RV-Parks und Campingplätze voll sind und freuen uns über die Reisewarnung der US-Regierung – obwohl uns auch die Menschen leidtun, die nun keine Arbeit und auch kein Geld verdienen.
Wie wir aber erfahren, verfügt Mexiko in den letzten Jahren über eine ständig wachsende Mittelschicht, die sich einen Urlaub leisten kann. So treffen wir auch dann auch öfters auf Mexikanische RV’s – etwas was es vor wenigen Jahren anscheinend noch nicht gab.
Von Teotihuacan fahren wir direkt weiter nach Guanajuato, eine ehemalige Silberstadt. Sie ist berühmt für ihre reiche Architektur. Nebst der beeindruckenden Architektur der Stadt sind es die zu Strassen umfunktionierten Bergbaustollen, welche sehr interessant sind. Es ist ein verwirrendes Netzwerk von Tunnels, das sich unter der Stadt erstreckt. Spaziert man durch den Ort sieht man immer wieder versteckte Zu- und Ausfahrten. Es ist eine gelungene Idee, den Ort vom Verkehr zu entlasten und gleichzeitig auch das allgegenwärtige, Mexikanische Verkehrschaos zu ordnen.
Es ist Gründonnerstag als wir in Guanajuato eintreffen. Ein idealer Zeitpunkt, da an Karfreitag allerorts Prozessionen stattfinden.
Wir sind am Morgen bereits in der Stadt und beobachten wie sie sich aufstellen. Auch ohne religiöse Ader ist man von diesen Prozessionen beeindruckt. Zuerst kommt ein kleiner Lastwagen mit einer überdimensionierten Lautsprecheranlag und einem Chor, welcher die folgenden Menschenmassen mit Liedern einstimmt, dann eine gewaltige Lade mit einem grossen Christus auf dem Kreuzweg. Die Lade wir von etwa dreidutzend Männern getragen und muss viele hundert Kilos wiegen. Wohl ein Weg, um die Bussgänger die Leiden Christi näher zu bringen. Anschliessend folgt eine schier endlose Kette von Männern in Bussgewändern und Kaputze. Alle folgen der Lade barfuss auf über das heisse Pflaster. Anschliessend kommt eine riesige Menschenmenge. Was uns vor allem beeindruckt und auch bewegt ist die offensichtliche Trauer der Menschen.
Die Silberstädte Mexikos verdanken ihren Reichtum dem Silber und vor allem den Silberbaronen, welche vor Ort lebten und sich allen erdenklichen Luxus leisteten. So finden sich in diesen, meist kleinen, Städten riesige Schauspielhäuser, üppige Grand Hotels und einladende Parks. Selbstverständlich dürfen daneben die reichen Kirchen und Kathedralen nie fehlen. Zu ihren Blütezeiten, war in den Silberstädten alles zu haben, was man sich vorstellen kann. Der letzte Schrei aus Europa, Haut-Couture, berühmte Schauspieler und Musiker – halt einfach alles was man mit Geld kaufen kann.
Als zweite Silberstadt besuchen wir Zacatecas. Leider finden wir keinen Campingplatz. Einzig auf dem Parkplatz einer grossen, vornehmen Hotelanlage dürfen wir uns hinstellen. Wir teilen das Hotel mit dem Grossaufgebot an Policia Federal (Federales) welche für das grosse Osterfestival im Ort weilt. Sie haben einen grossen Parkplatz mit unzähligen Fahrzeugen belegt, darunter auch zwei Landcruiser wie der unsere, jedoch stark gepanzert. Nach einer Runde durch die Stadt beschliessen wir, dass es uns zu gedrängt ist und wir am nächsten Tag weiterfahren wollen. Die Stadt ist komplett überlaufen mit Besuchern, welche für das grosse Festival gekommen sind. An beschauliche Ostern ist dabei nicht zu denken. So entfliehen wir den Menschenmassen und erklimmen wieder den Berg hinauf zu unserem Hotel. Von hier geniessen wir den Ausblick auf die Stadt und auf den entfernten Rummel. Dabei kommen wir mit der Fahrzeugwache der Federales ins Gespräch und erfahren viel über die Arbeit der Polizisten und die Lage im Land. Schnell verstreichen die Stunden.
Nach einer Nacht, in der wir kaum ein Auge zugemacht haben, machen wir uns möglichst rasch bereit für die Abfahrt. Wir sind genervt. Die ganze Nacht über dröhnten die Lautsprecher aus der Stadt herauf und das in einer Stärke, dass uns die Bässe erzittern liessen.
Als wir abfahren wollen – oh Schreck! Es knirscht ganz fürchterlich am Hinterrad. Als wir es nochmals versuchen, sehen wir, wie das Rad für einen Sekundenbruchteil blockiert, bevor es sich dreht. Bereits in Mexiko City hatten wir das Gefühl, dass etwas nicht stimmt und haben die Bremsen kontrollieren lassen. Leider konnten wir das Problem nicht lokalisieren. Jetzt ist es klar. Es ist das linke Hinterrad – und das am Oster Sonntag!
Da der Consierge uns keinen Mechaniker auftreiben kann, der arbeitet, entschliessen wir uns, selber nach der Ursache des Problems zu forschen. Unsere Vermutung ist, dass die Bremse blockiert. Wir fahren auf den grossen Parkplatz wo alle Fahrzeuge der Federales stehen. Hier treffen wir auf unseren Bekannten vom Vorabend, er ist gerade wieder dran mit Wachtdienst. Als er das blockieren des Hinterrades sieht, meint er lakonisch; das sind nicht die Bremsen, da ist was mit dem Differenzial. Uns wird sehr unwohl bei dieser Bemerkung, vor allem als wir merken, dass der Polizist etwas von Autos versteht. Unter der Anleitung des Wachtmanns zerlegen wir die Hinterbremse. Mit Schrecken stellen wir fest, dass die gesamte Bremsen mit Öl verschmutzt sind. Auch hat die Achse Spiel. Unter Hilfe des Polizisten öffnen wir die Radlager und ziehen die Achse raus. Hier finden wir auch die Ursache unseres Problems: Der Simmerring (Dichtungsring) ist kaputt. Dadurch hatte die Achse Spiel und das ganze Öl lief in die Bremse. Zu diesem Zeitpunkt verlässt uns unser Mut, denn wie das zu reparieren ist, da sind wir uns nicht sicher.
Der Polizist beruhigt uns und meint; Kein Problem, wir haben immer zwei Automechaniker dabei. Ich werde die beiden bitten euch zu helfen. Uff, sind wir erleichtert.
Eine Stunde später kommen die beiden Beamten und schauen sich unsere Misere an. Ganz klar, meinen sie, der Simmerring ist das Problem. Ruck zuck ist der Simmerring raus. Dann folgen 5 Liter Benzin mit denen Bremsen und Lager tiptop gereinigt werden. Die Inspektion der fachkundigen Augen ergibt, dass die Radlager keinen Schaden genommen haben. Wir sind erleichtert. Noch viel glücklicher sind wir, als wir in unserem kleinen Ersatzteillager den Ersatz für den kaputten Simmerring finden – wäre unser Mechaniker aus der Schweiz da, wir würden ihn küssen. Er hat uns genau die richtigen Ersatzteile mitgegeben: Merci vellmou Resu!
Die beiden Federales fetten anschliessend alle Teile pedantisch genau ein. Die Lager werden solange mit Fett massiert, bis dieses durch alle Öffnungen herausquillt. Dann wird alles wieder zusammengesetzt, das Rad montiert: Fertig! Die Probefahrt verläuft erfolgreich und wir sind überglücklich. Mit Freuden schenken wir den beiden Polizisten unsere zwei letzten Tafeln Schokolade aus der Schweiz und können es kaum glauben, als sie kein Geld für ihre Hilfe annehmen – dafür mampfen sie genüsslich unsere Schokolade. Tja, wieder einmal: „Die Polizei dein Freund und Helfer“.
Es ist seltsam. Auf unserer ganzen Reise haben wir immer wieder andere Reisende getroffen, die mit Polizisten, Militär und Beamten Probleme hatten. Wir hingegen scheinen viel Glück zu haben, dass wir in allen Ländern nur nette Beamte getroffen haben, die uns mehr als nur das Minimum an Korrektheit und Freundlichkeit entgegengebracht haben.
Gemüse? – igitt! Bananen? – eher. Reis? – gehört einfach dazu. Fleisch? – selbstverständlich… und… Dulce de Leche für die Argentinier, Manjar für die Chilenen, Arequipe für die Kolumbianer. Was das ist? Caramell-Paste. Sie wird in allen möglichen Formen verarbeitet und verwendet. Jedenfalls kriegt man sie im Block, als Bonbons, als Brotaufstrich und vor allem in Patisserie. Was in Europa die Vanille-Creme ist, ist in Lateinamerika die ominöse Caramell-Creme.
Tags darauf geht’s weiter. Unser nächstes Ziel heisst Parque Nacional Sierra de Organos so genannt wegen der bizarren Felsformationen, welche Orgelpfeifen gleichen. Wir sind froh, dass wir uns wieder einmal die Füsse vertreten können und wandern den ganzen Nachmittag im Park.
Nach einer sehr ruhigen Nacht – eine Seltenheit in Zentralamerika - geht die Fahrt weiter an die Pazifikküste. Die Strasse von Durango nach Mazatlan wurde uns bereits als sehenswert geschildert und wir sind überwältigt. Sie führt durch wilde Bergwälder, durch kleine, hübsche Dörfer und am Schluss in unzähligen Kurven über die Bergrücken hinunter zum Meer. Oft sind es so schmale Grate, dass wir auf beiden Seiten der Strasse die tiefen Täler weit unter uns gleichzeitig sehen können.
Was das ist?
Es ist eine Anhäufungen von Teer, Strassenbelag, aufgeschnittenen Autoreifen oder anderem Material, das quer über der Fahrbahn liegt, damit die Fahrzeuge verlangsamen.
Es ist eine weitverbreitete Methode in ganz Südamerika, doch in Mexiko wurde bis sie zum Exzess ausgebaut. Die Bodenwellen sind nicht etwa schön flach anzufahren, nein versetzen dem Fahrzeug zwei harte Schläge. Dabei wird mit der Anzahl der Bodenwellen nicht gespart. In einigen Dörfern und Städten verlaufen sie alle 50 Meter quer über die Fahrbahn. Das Resultat ist meist ein gigantischer Stau und eine unglaubliche Lärm- und Abgasbelastung, da die Fahrzeuge nach jedem Topa wieder voll beschleunigen.
Mazatlan – Los Alamos – San Carlos – St Magdalena - Tucson
Nach einer Nacht in Mazatlan wollen wir weiter, doch bereits beim ersten Mal bremsen macht das Auto komische Geräusche – wir sind verunsichert. Jetzt muss das Auto in die Garage! Zum Glück finden wir eine Toyota Garage die dazu auch noch einen äusserst professionellen Eindruck macht. Leider kriegen wir aber erst in zwei Tagen, am Freitag einen Termin. Der Mechaniker schaut sich das Auto aber bereits mal an und wir sind zuversichtlich, dass wir mit ihm die richtige Wahl getroffen haben. Dennoch sind es zwei Tage Nervenkrieg, mit Bangen und Hoffen, dass nichts wirklich Gravierendes kaputt ist am Auto.
Zwar hatten wir bereits vor, uns für ein bis zwei Tage an der Küste des Golfs von Kalifornien einzurichten, damit wir unsere Reise durch die USA vorbereiten können. Doch haben wir uns das etwas anders vorgestellt. Wir nehmen es wie es kommt und wühlen uns einen Tag lang intensiv durch Karten, Reiseführer und Internet. Anhand von wertvollen Tipps, welche wir von einem Amerikaner bekommen haben, ist unsere Route am Abend fertig geplant und wir sind ready für die USA. Jetzt fehlt nur noch das Auto.
Am Freitag finden wir uns in der Werkstatt ein. Unseren Besuch vor zwei Tagen haben wir genutzt, um Ersatzteile aus Mexiko City kommen zu lassen. Diese sind nun da und wir hoffen, dass wir gegen alle möglichen Scheusslichkeiten gewappnet sind, welche sich heute zeigen könnten.
Edgar, der Mechaniker, macht eine Probefahrt und ist zufrieden mit dem Auto. Trotzdem zerlegen wir nochmals die Bremsen der Hinterachse und kontrollieren sie. Alles sitzt perfekt. Als er die Bremsbelege nochmals richtig mit Fettlöser reinigt und aufraut, ist auch das komische Geräusch beim Bremsen weg. Anschliessend wird noch das ganze Auto abgeschmiert; Öle gewechselt in Differenzial, Schaltung und Motor, dann ist Edgar zufrieden – und wir auch. Wir haben jetzt wieder ein gutes Gefühl und sind bereit für die USA.
Am Samstag geht es gegen Norden. Wir möchten nicht mehr viel Zeit in Mexiko verbringen. Ein kurzer Besuch im pitoresken Dörfchen Alamos, dann noch ein Stopp am Meer und schon sind wir kurz vor den USA. Am Morgen früh fahren wir die letzten 90 Kilometer zur Grenze. Unsere Ausfuhrverzollen fürs Auto ist nicht zu übersehen und schnell gemacht. Doch dann wird uns etwas unwohl. Wo machen wir die Migration für uns? Keine Zollstelle weit und breit. Als wir einen Polizisten fragen, meint er, braucht ihr das? Wenn ihr wirklich wollt, dann könnt ihr euch die Ausreise gleich vor dem Amerikanischen Zoll stempeln lassen. Wir finden das etwas komisch.
So fahren wir weiter und wirklich, unmittelbar vor der eiserenen Grenzmauer der Amerikaner sehen wir auf der anderen Strassenseite die Mexikanische Immigration. So halten wir, schon auf Amerikanischem Boden, sprinten über die Strasse und lassen uns noch die Pässe abstempeln. Dann heisst es warten.
Zoll: (Dauer 15 Min)
Kann man nicht verpassen – 20km vor Grenze
Migration: (Dauer 5 Min)
In der Stadt oder Autobahn unmittelbar am Amerikanischen Grenzzaun in der anderen Fahrtrichtung (ist eigentlich Einreise Migration für Mexiko)
Die Bestätigung der bezahlten Touristen-Gebühr, die man uns bei der Einreise abgeknüpft hat, wollte man nicht sehen – hätten wir bei der Einreise wohl besser gesagt, dass wir sie erst bei der Ausreise bezahlen wollen.