USA - Florida

Thanksgiving

Sarah, Paddys Cousine, hat bereits bei unserem Treffen in New Hampshire angekündigt, dass wir Thanksgiving mit ihrer Familie verbringen müssen. Ein Nein liess sie nicht gelten – und wir akzeptierten nur zu gerne. Man hat nicht oft die Gelegenheit ein so uramerikanisches Fest mit "Einheimischen" zu verbringen.

Von Patricia lassen wir uns erklären, dass Thanksgiving zusammen mit Weihnachten hierzulande der wichtigste Feiertag des Jahres ist. Ursprünglich das Erntedankfest der Pilgrim-Fathers, also der Kolonisten von der Mayflower, ist es heute ein Familienfest. Die Amerikaner nehmen weite Reisen auf sich um diesen Tag mit ihren Familien verbringen zu können. An diesem Tag soll niemand alleine sein. So werden nebst dem erweiterten Familienkreis auch alleinstehende Freunde, Bekannte oder zum Teil auch Wildfremde eingeladen.

Thanksgiving wird jeweils am 4. Donnerstag im November gefeiert. Für uns heisst dies, dass wir noch 2 Wochen um die Ecke bringen müssen. Da Philadelphia nur gerade 2 Stunden südlich liegt planen wir die Stadt von Blairstown aus zu erkunden. Doch Autoreinigen, kleinere Reparaturen, Reisebericht schreiben und das Vergnügen jeden Tag in einer richtigen Küche kochen zu dürfen, verhindern unseren Ausflug – worüber wir nicht wirklich traurig sind. Zu sehr geniessen wir die Zeit bei Patricia und Gary. Endlich wieder einmal ein warmes Dach über dem Kopf. Rumhängen können. Ausschlafen. Nichts tun. Es ist herrlich wieder einmal Ferien machen zu können.

Wie uns scheint, geniesst auch Patricia die abendliche Gesellschaft und dass das Essen bei der Rückkehr aus dem Büro auf dem Tisch steht. Wir sind froh, dass wir ihr und Gary wenigstens auf diese Weise ihre Gastfreundschaft und Grosszügigkeit zurückgeben können.

 

An Thanksgiving steuert jeder etwas zum Essen bei. Auch wir wollen nicht abseits stehen. Petra macht ein feines Toblerone Mousse und Paddy versucht sich mit einem italienischen Zucchini Gratin.

Pünktlich am Mittwochabend wird beides fertig und wir sind gespannt auf den kommenden Tag. Er beherrscht seit Tagen die Gespräche und wurde uns schon in den farbigsten Bildern geschildert. Täglich bekommen wir ein Update über die Teilnehmerliste und ein ausführliches who-is-who.

Dann ist der grosse Tag da. Da Gary am Morgen noch ein Rennen hat, werden wir bei Alan abgeladen. Alan selbst ist auch nicht zu Hause doch er ist früher zurück als Gary von seinem Rennen. So verbringen wir noch einige Stunden mit der Suche nach einem feinen Kaffee mit Bagel. Dann geht's endlich los.

Alan chauffiert uns zu seinem Onkel. Wir sind früh dran und unter den ersten. Sogleich werden wir vorgestellt und innert kürzester Zeit sind wir am Berichten über unsere Reise durch die beiden Amerika. Langsam füllt sich das Haus und schliesslich kommt auch noch Sarah an, direkt aus New Hampshire.

Wie sich herausstellt besteht Thanksgiving aus:

  1. Essen
  2. Trinken
  3. American Football schauen
  4. Socializing

Paddy hat herausgefunden, dass Gary's Mutter, Ann, sich ebenfalls sehr für Münzen interessiert und bald sind die beiden beim Fachsimpeln über Münzen, mit dem Resultat, dass wir auf unserer Weiterfahrt bei Ann vorbeischauen müssen.

Irgendwann ist der legendäre Tag zu Ende und das Gelage löst sich auf. Für uns war es ein einmaliges Erlebnis, unspektakulär spektakulär.

 


Ohne Schulden keine Wohnung

Ein Verwandter erklärte uns kürzlich, dass er Probleme hatte eine Wohnung zu bekommen. Als junger Mann hatte er, anders als die meisten „Kids“, kein College (Universität) besucht. Er absolvierte eine Berufslehre. Dies bedeutet, er musste kein Stipendium aufnehmen und hat somit keine Schulden. Er hat direkt nach der Volksschule angefangen zu arbeiten und sich über die Jahre eine anständige Summe Geld erspart.

Als er von zu Hause auszog und sich eine Wohnung suchte, war es für ihn schwierig eine zu bekommen. Weshalb? Er hatte keine Schulden!

Das tönt verrückt. Vor allem wenn man bedenkt, dass er genug auf der hohen Kante hatte, um die Miete für über ein halbes Jahr in bar hinterlegen zu können. Für die Vermieter zählte es nicht, dass er genug gespart, eine feste Anstellung und einen guten Lohn hatte. Es fehlte ihm an einem Kreditrating!

Der Hintergrund ist, dass in den USA bei allen finanziellen Verpflichtungen das „Kreditrating“ geprüft wird. Beim Kreditrating geht es nicht darum, wie viel Schulden man hat. Es geht darum, wie man seinen Abzahlungsverpflichtungen der Schulden nachkommt.

Hat man keine Schulden, hat man kein Rating, hat Probleme Finanzgeschäfte zu tätigen.

Somit ist es für das tägliche Leben einfacher wenn man Schulden hat, als Geld zu sparen und keine Schulden macht.

 


Flucht vor der Kälte

Unser Gastgeber in New Hampshire, Jeff, hat uns bereits mit zwei Kontaktadressen versorgt, die uns in Philadelphia und Delaware ein Dach über dem Kopf anbieten. Die Adresse ist seine Nichte in Philadelphia. Irgendwie kommt die Kommunikation mit ihr jedoch nicht so richtig zu Gang und wir lassen diese Chance aus.

Hingegen ist der andere Kontakt in Delaware zu Stande gekommen. Pat ist der Vater der Freundin von Jeffs‘ Sohn Peter. Wir werden ihn und seine Frau Karen im Anschluss an Philadelphia besuchen.

 

Dann sind die Ferien in New Jersey zu Ende. Es ist sehr kalt und nachts sinken sind die Temperaturen bereits täglich unter 0 Grad.

 

Unser erster Stopp ist bei Gary's Eltern. Was nur als kurzer Stopp für den Tausch von Münzen geplant ist, wird zu einem tagesfüllenden Ereignis und wir werden zum Übernachten verpflichtet. Gerne würden uns Ken und Ann noch einige Tage bei sich behalten doch uns zieht es nach Süden.

 

Am Abend des folgenden Tages erreichen wir Philadelphia. Die Stadt ist bekannt als Geburtsstadt der Amerikanischen Verfassung. Nebst der Hall of Constitution ist auch die dazugehörige Liberty Bell bekannt. Die Glocke wurde zur Freude über die Unabhängigkeit von Grossbritannien geläutet und zerbrach genau an diesem Tag. Seither ziert die Glocke ein breiter Spalt, der allen Reparaturversuchen getrotzt hat.

 

Für Paddy ist jedoch ein anderer Ort in der Innenstadt Philadelphias wichtig. Die US-Münz-Anstalt. Er hofft, dass er hier seine Sammlung an ¼ Dollar (Quarter) und 1 Dollar Münzen vervollständigen kann. Seit wir in den USA sind, haben wir die verschiedenen Münzen gesammelt. Speziell bei der 25-Cent Münze, dem Quarter, hat die Münze in den vergangenen 20 Jahren eine Serie aller Bundestaaten und aktuell eine Serie mit den Nationalparks herausgegeben. Zuerst aus Neugier, später aus Jux heraus haben wir die Münzen gesammelt. Nun wollen wir die Sammlung zu guter Letzt vervollständigen.

In bekannter Amerikanischer Manier präsentiert die Mint auf interessante Art und Weise die Geschichte und Herstellung der Münzen. Etwas ungeduldig durchwandern wir die Ausstellung und sehen dem Souvenirshop entgegen, wo wir auf die fehlenden Münzen hoffen.

Am Schluss sehen wir uns jedoch etwas enttäuscht, denn die erhofften Münzen sind zu wenig wichtig, als dass man sie für Sammler im Souvenirshop vorrätig hätte. Zwar bemühen sich die Angestellten uns die gesuchten Münzen aus dem Kassenbestand heraus zu klauben und finden auch einige der fehlenden Stücke, doch ziehen wir am Schluss mit einer weiterhin unvollständigen Kollektion von dannen.

 

Von Alan, dem Sohn von Paddys Cousine wurden wir vor Nord Philadelphia gewarnt. Er meinte, dass es keine sichere Gegend sei und wir uns doch einen Übernachtungsplatz im Südosten suchen sollen. Wir folgen seinem Rat und suchen uns ein Zimmer auf der Südostseite des Flusses.

Das Motel gehört zu einer der uns bekannten Ketten, bei der wir eine Rabattkarte haben und scheint auf den ersten Blick ganz ordentlich. Doch als wir unser Zimmer beziehen, beschleicht uns ein ungutes Bauchgefühl. Das Zimmer liegt im ersten Stock und wir können unser Auto nicht gut im Auge behalten. Dazu ist das Zimmer auf der Rückseite des Motels und frei zugänglich zur Strasse.

Als der Zimmerschlüssel nicht richtig funktioniert, sind wir froh, dass wir einen Vorwand haben, um ein anderes Zimmer zu verlangen.

Wir fahren auf den Parkplatz vor der Rezeption, als hinter uns ein Polizeiauto mit blinkenden Drehlichtern hält. Nanu, was will denn der von uns, denken wir.

Der junge Polizist verlangt Führerausweis und Fahrzeugpapiere. Während wir die gewünschten Papiere herauskramen, fragt er uns, ob wir hier zu übernachten gedenken, was wir bejahen.

Daraufhin entgegnet er, dass wir uns dies vielleicht überlegen sollten, denn dies sei nicht die beste Gegend.

Wir sind erleichtert, dass uns unser Bauchgefühl nicht getrogen hat. Doch leider haben wir das Zimmer bereits bezahlt und können den Deal kaum mehr rückgängig machen.

Als wir unsere Bedenken mitteilen, fragt der Polizist wie lange wir bleiben wollen. Als er hört, dass wir nur für eine Nacht hier sind meint er, dass das in Ordnung sei; vor allem, wenn wir ein Zimmer zum Innenhof haben. Naja, so richtig beruhigt sind wir nicht, doch was soll’s.

Jedenfalls erhalten wir das gewünschte Zimmer zum Innenhof. Wie uns scheint, hat die Polizeipräsenz das ihre dazu getan, dass man unserem Wunsch diskussionslos folge leistete.

Den netten Polizisten sehen wir später am Abend nochmals auf der Patrouille. Er hält noch für einen Schwatz. Unsere Papiere hat er schlussendlich nie gesehen, doch unser Auto hat er gut bewacht.

Weiter geht’s nach Süden. Unser nächster Stopp ist bei Pat und Karen in Newark, Delaware, eine Stunde südlich von Philadelphia. Pat und Karen sind die Eltern der Freundin des Sohns von Jeff und Laurie. Geplant war nur eine Übernachtung, doch wie üblich bleiben wir eine zweite. Unsere Ausrede dieses Mal ist, dass Jeff und Lauries Sohn am Tag danach ein Konzert in Philadelphia hat. Dadurch haben wir die Gelegenheit, die fehlende Verbindung zwischen unseren Gastgebern kennen zu lernen.

Bei heftigem Regen fahren wir am zweiten Abend mit Pat und Karen zurück nach Philadelphia.

Die Musik stellt sich als hörbar heraus und das Erlebnis des Konzertbesuchs tut das seine dazu. Am Schluss haben wir auch noch Gelegenheit Peter, den Grund unseres Besuchs kennen zu lernen.

Das Konzert heute Abend ist das zweite seit der Rückkehr der Band aus Europa. Alle sind völlig übermüdet, doch sie halten sich wacker. Wir ergattern uns eine CD und bekommen diese auch von den Bandmitgliedern signiert.

 

Tags darauf reisen wir weiter. Pat und Karen werden wir vor unserer Verschiffung ab Baltimore nochmals treffen. Pat hat uns angeboten, dass wir unser Auto bei ihm verschiffungsbereit machen dürfen.

Uns hält nichts mehr im kalten Norden der USA. Auf schnellstem Weg fahren wir durch Delaware, Maryland und anschliessend durch den Chesapeake Tunnel-Bridge (eine lange Brücke mit zwei Tunnel), welche die Halbinsel von Delaware direkt am Meer mit dem südlichen Virginia verbindet. Unser nächster Halt ist in Norfolk, Virginia. Die Stadt ist bekannt für ihre riesige Navy Basis. Als wir über die Mündungsbrücke in die Stadt einfahren, sehen wir zu beiden Seiten endlose Militärareale.

Hier überrascht uns heftiger Regen, dazu fühlt sich Petra nicht wohl und wir beschliessen 2 Nächte Pause in einem Motel zu machen. Ans Campieren ist im Moment nicht zu denken, es ist viel zu kalt und nass. Vor allem aber sind alle Campingplätze geschlossen.

Nach zwei Tagen Pause geht es weiter nach North Carolina und hinaus auf die Outer Banks, einer endlosen Inselkette, wenige Kilometer vor der Küste. Hier liegt auch Kitty Hawk, wo 1903 der erste motorisierte Flug stattfand. Klar ist Paddy nicht mehr zu halten und er will den Ort besuchen. Es ist ein trostloser Tag, nur erhellt von den überschwänglichen Gefühlen Paddy, der uns euphorisch über das ausgedehnte Areal führt. Es ist faszinierend zu sehen, wie die beiden Wright Brüder ihre Idee vom motorisierten Flug systematisch vorangetrieben haben. Sie haben bereits das Prinzip des Auftriebs des gewölbten Flügels erkannt und dies konsequenterweise auch auf die Form des Propellers übertragen.

Wir beenden den interessanten Tag bei Regen und verziehen uns für eine kühle Nacht auf einen nahen Campingplatz.

 

Leider ist die direkte Weiterreise entlang der Outer Banks nicht möglich. Die erste Brücke, welche uns von den Northern Banks nach Hatteras der südlichen Nachbar Insel bringen soll, ist wegen Einsturzgefahr geschlossen. Dies zwingt uns zu einem Umweg übers Festland zu einer Notfähre, die uns nach Hatteras bringt.

Auf der Notfähre überrascht uns ein Sturm. Das Schiff schaukelt heftig und wir merken, wie der Kapitän versucht das Schiff in den Wind zu steuern. Dennoch neigt sich das offene Deck bedenklich. Gleich neben uns steht ein grosser Sattelschlepper. Wir sitzen im Auto und hören, wie die Federblätter beim Schwanken des Schiffs ächzen. Wir hoffen, dass der grosse Sattelschlepper neben uns nicht ins Rutschen gerät und uns über Bord schiebt.

Auf Hatteras finden wir einen einzigen offenen Campingplatz. Direkt hinter einem Lagerhaus. Er ist schäbig, doch immerhin gibt’s eine warme Dusche.

Am Morgen lacht endlich wieder einmal die Sonne. Wir fahren zum Leuchtturm an der Südspitze der Insel und kurz darauf weiter zur Fähre, welche uns nach Ocracoke Island bringt. Wir haben nicht viel Zeit, denn während des Winters fahren nur wenige Schiffe pro Tag. Auf Ocracoke Island müssen wir uns ebenfalls beeilen, damit wir die Fähre weiter nach Cedar Island erwischen. Leider sehen wir dadurch nur wenig vom hübschen Städtchen Ocracoke auf der gleichnamigen Insel.

 

Bei unserer Ankunft auf Cedar Island haben die Bäume wieder Blätter. Wir sind im Süden angekommen! Es ist zwar immer noch bissig kalt, doch wir sind zuversichtlich. Wir haben noch diverse Sehenswürdigkeiten auf dem Plan, doch die Lust am Sightseeing ist uns vergangen, wir wollen Wärme! Wir haben das ewige Frieren satt!

 

Erst in Charleston, South Carolina machen wir Halt und besichtigen die Stadt. Es ist eine hübsche Stadt mit kolonialem Charme.

 

Georgia durchfahren wir in einem Tag und halten erst ganz im Süden, um auf Jekyll Island eine Auffangstation für Meeresschildkröten zu besuchen. Jekyll Island empfängt uns bereits mit tropischem Flair, auch wenn es nachts immer noch kalt ist und das Thermometer unter 10 Grad fällt.

Dann endlich sind wir in Florida. Unser erster Stopp ist Fernandina Beach, es soll eine schöne spanische Altstadt haben. Zwar ist die Stadt sehr nett, doch haut sie uns nicht vom Hocker.

Wir machen das Beste daraus und halten bei einer der vielen Ölwechselstationen, die einen Ölwechsel in 10 Minuten versprechen. Auch hier bestätigt sich wieder einmal mehr: Augen auf und alle Schrauben kontrollieren…

 

Auf der Route liegt als nächstes Jacksonville. Unter anderem auch bekannt für seine Brauerei von Anheuser-Busch – kennt ihr den Namen? Bestimmt nicht? Doch schon, oder!? Dann kennt ihr aber bestimmt Budweiser! Klar doch, das Bier kennt doch jedes Kind. Eine kurze Besichtigung der Brauerei endet im Degustations-Raum – wo wir uns aber zurückhalten, denn wir fahren noch weiter nach St. Augustine.

 

In St. Augustine finden wir seit langem wieder einen schönen Camping Platz. Es ist wieder einer dieser traumhaften Plätze inmitten von üppigem Grün, den wir im Anastasia State Park finden.

Auch die Stadt hat es uns angetan, die vielen spanischen Bauten in der Innenstadt – wir sind nicht sicher, was davon noch wirklich Original ist – versprühen ihren Charme an diesem sonnigen Tag. Wir unternehmen einen Spaziergang durch die Altstadt und in der Küsten-Bastion.

Es soll die älteste noch existierende Stadt Nordamerikas sein – selbstverständlich post-kolumbianischen Ära. Die wechselhafte Geschichte der Stadt ist spannend und verrät viel über die Entstehungsgeschichte Floridas.

 

Weiter geht unsere Fahrt in den Blue Springs State Park nördlich von Orlando. Hier wollen wir auf die Ankunft unserer Freunde, Monika und Roland, warten. Sie werden Weihnachten und Neujahr mit uns verbringen. Wir sind schon ganz zappelig und freuen uns riesig über den Besuch.

 

Im Blue Springs State Park überwintern unzählige Manatees. Wisst ihr was Manatees sind? Es sind diese unförmigen Riesen, die auch Seekühe genannt werden. Die hier lebende Rasse war ursprünglich über die ganze Karibik verteilt, doch heute findet man sie nur noch in Florida. Andere Rassen von Seekühen leben im Amazonas und in Asien. Sind am nächsten mit Elefanten verwandt.

Im warmen Wasser der Blue Springs verbringen sie den Winter. Als wir ins Wasser schauen, sehen wir auf Anhieb dutzende der behäbigen Schwimmer. Wie wir vernehmen, sind heute Abend 248 Manatees zu Gast. Wow, alles begann mit 14 Manatees, die 1970 hierherkamen und denen man ein Refugium schuf.

Happy Holidays

Bereits zum Anfang unserer Reise in Europa haben uns Moni und Roli für 3 Wochen in Norwegen begleitet. Das heutige Willkommen findet nun einen halben Globus entfernt statt. Wir haben bereits auf einem nahen Campingplatz ein Cabin für die erste Nacht reserviert als wir die beiden am Flughafen in Empfang nehmen. Die Freude ist gross und der Drang zu Berichten auch. Per Shuttle geht’s zum Parkplatz unseres Autos und per Luxus-Toyota-Landcruiser-Express zum Campingplatz. Wir haben uns für alle Eventualitäten mit mehreren Varianten eines Abendessens gewappnet, doch enden schliesslich auf dem Rückweg bei McDonald. All unsere guten Vorsätze Fast-Food-Buden nach Möglichkeiten zu meiden, werden schon bei der Ankunft über den Haufen geworfen. Naja, ist halt Amerika, da ist der Burger was für uns ein Schnitzel ist…

 

Selbstverständlich ist an Schlafen kaum zu denken und zum Glück haben wir noch unseren Bierbestand aufgestockt.

Nach einer kurzen Nacht sind wir bereit für die Eroberung Südfloridas zu viert. Als erstes müssen Moni und Roli ihr Wohnmobil übernehmen. Dazu geht es nochmals mit Sack und Pack per Luxus-Toyota-Landcruiser-Express zur Camper-Miet-Station. Die Camper-Vermietung heisst Road-Bear und ziert ihr Logo mit einem Berner Wappen. So spricht auch der nette Herr am Schalter Schweizerdeutsch und es ist schon fast wie zu Hause. Zwar haben unsere Freunde den kleinst-möglichen Camper gebucht, doch selbst das ist für europäische Verhältnisse ein Monster. Noch etwas unsicher lenken sie es vom Hof und auf den Highway.

Nächster Stopp Shopping. Nach Klima-Schock, Camper-Überraschung nun auch das Shopping-Feeling nach amerikanischen Massstäben. Die beiden sind nicht zum ersten Mal in den USA und kennen die Lebensweise hierzulande. Dennoch ist es spannend zuzusehen, wie sie sich durch die masslos übervollen Gestelle arbeiten und bei jedem Produkt jeweils eine 3mal so grosse Auswahl haben wie zu Hause. Es ist halt auch beim Einkaufen typisch Amerikanisch: Alles im Übermass!

 

Für die erste Nacht haben wir uns entschlossen noch eine Strecke zu fahren. Meist auf der Interstate (Autobahn), denn dort haben die beiden genug Platz, um sich an die Breite ihres Gefährts zu gewöhnen. Am Lake Kissimmee finden wir in einem State Park Unterschlupf. Es ist der ideale Auftakt unserer gemeinsamen Tour. Ein ruhiger Campingplatz mit Stellplätzen die weit auseinander liegen. So können wir uns die ersten beiden Nächte mit Quatschen um die Ohren schlagen, ohne jemanden zu belästigen.

 

Die Gegend südlich von Orlando entspricht schon sehr stark dem dominierenden Landschaftstyp Südfloridas. Bis vor 100 Jahren war der Süden Floridas ein riesiges Sumpf- und Feuchtgebiet. Heute ist diese Landschaft stark zurückgedrängt worden. Wenn auch Bund und Staat grosse Anstrengungen unternehmen Weide- und Farmland zurückzukaufen und zu renaturieren.

Weite prärieartige Feuchtgebiete unterbrochen von kleinen, dicht mit Bäumen bewachsenen Inseln, sogenannten Hammocks. In den Gewässern tummeln sich eine Unzahl von Fischen und selbstverständlich auch Alligatoren und Krokodilen. Darüber summen ununterbrochen Myriaden von Insekten. Die wiederum von unzähligen Vögeln in Grenzen gehalten werden.

Die gesamte Südwest-Küste steht in der Zwischenzeit unter Schutz. Teils als Nationalparks, teils als State Parks. Gespeist werden diese Gebiete vom stetigen Fluss des Wassers aus dem mächtigen Okeechobee Lake. Leider haben aber auch die Menschen den stetigen Wasserfluss entdeckt und ein beträchtlicher Teil des Wassers wird für die Ballungsräume von Miami und Fort Lauderdale an der Ostküste abgezweigt.

Es ist die Zone zwischen dem Lake Okeechobee und den grossen Naturschutzgebieten, welche versucht werden zu renaturieren. Bereits hat man einige Erfolge verzeichnen können, doch konnte der Wandel der Landschaft aufgrund des vordringenden Meerwassers, das natürlicherweise vom nachfliessenden Süsswasser in Zaum gehalten würde, noch nicht Einhalt gebieten. Zwar hat man Hindernisse wie Strassen und Bahnlinien umgebaut und sie untertunnelt, so dass das Süsswasser nicht blockiert wird, doch es gibt immer noch viel zu tun. Wir hoffen, dass die Anstrengungen nicht zu spät kommen.

Für Weihnachten haben unsere Freunde vorsorglich einen Campingplatz in den Everglades reserviert. Es sind noch zwei Tagesreisen bis dorthin. So müssen wir den Lake Kissimmee verlassen und nach Süden ziehen.

Leider entpuppt sich der reservierte Campingplatz im Collier State Park nicht als annähernd so schön wie am Lake Kissimmee. Zwar sind wir im ersten Moment etwas enttäuscht, doch können wir unsere reservierte Site gegen eine etwas angenehmere tauschen. Anschliessend sind unsere Gemüter besänftigt und wir bereiten uns auf Weihnachten vor.

Viel haben wir dabei nicht vorzubereiten. Nach dem wir bei uns zu Hause angerufen und eine schöne Weihnachten gewünscht haben, versorgen wir uns noch mit einer Lichterkette und einem rappenden Weihnachtsmann, der auf Paddys drängenden Wunsch den ganzen Abend über sein äusserst beschränktes Repertoire an Weihnachtsliedern trällert. Das Weihnachtsmenü besteht aus Speck-Filet, Karotten und Kartoffelstock. Es könnte schlimmer sein…

 

Am ersten Feiertag erkunden wir per Kanu die Mangroven. Für wenige Dollar mieten wir uns zwei der Boote und paddeln los. Bereits nach den ersten 100 Meter begrüsst uns das erste Krokodil – oder ist es ein Alligator? Überall am Rand des Kanals sitzen Vögel in den Gebüschen oder waten im flachen Wasser auf der Jagd nach Fischen. Die Mangroven strecken ihre unzähligen Beine wie Spinnen weit in den Kanal hinaus und bilden ein surreales Muster, das kaum zu erkennen ist wo die Äste enden und wo die Wurzeln beginnen.

Mit dem Kanu gleiten wir fast geräuschlos durchs Wasser. Der Brackwasser-Wald umgibt uns und die Gerüche und Geräusche strömen auf uns ein. Es ist wieder einmal eine völlig neue Landschaft, die uns umgibt. Wie schon öfter auf unserer Reise hat dies eine berauschende, entrückende Wirkung auf uns und wir werden ganz still.

Die Zeit vergeht wie im Flug und so sind 2 Stunden vorbei bevor wir es gemerkt haben. Einzig die Wegmarkierung weist uns darauf hin, dass es Zeit ist umzudrehen und den Weg zurück durch das Labyrinth der Kanäle zu suchen.

 

Als wir am Abend bei einem Bier den Tag Revue passieren lassen, fährt ein VW-Bus vor. Als sie unser Auto sehen halten sie an und steigen aus. Claudia und Thomas, ein deutsches Ehepaar, haben eben erst vor einigen Monaten ihre Reise durch die beiden Amerikas begonnen. Gleich wie wir, sind sie auch vor der Winterkälte nach Florida geflüchtet. Auf Anhieb verstehen wir uns und so wird aus dem kurzen Stopp ein stundenfüllendes Gespräch. Wir tauschen unsere Telefonnummern aus und verabreden, dass wir uns nochmals sehen wollen.


Indianer

In Europa herrscht ein sehr gemischtes Bild der Eingeborenen der beiden Amerikas. Meist als Rothäute oder Indianer bezeichnet, idealisiert oder verteufelt – halt gerade so, wie es der aktuelle Zeitgeist will.


Über die Herkunft ist sich die Geschichtsschreibung noch einig. Es sind Menschen aus Ostasien und Sibirien, die auf den Amerikanischen Doppelkontinent eingewandert sind. Über die zeitlichen Dimensionen scheiden sich aber die Geister.

Fest steht, dass eine erste Migrationswelle vor rund 25‘000 Jahren angekommen ist. Eine zweite muss vor ca. 12‘000 Jahren angekommen sein.

Man geht davon aus, dass die Migration zu Lande und zur See stattgefunden hat.


Aufgrund der damals herrschenden Eiszeit lag der Meeresspiegel um einiges tiefer als heute. Die Beringstrasse war eine Landbrücke und konnte trockenen Fusses überquert werden. Die ältesten Artefakte, welche rund 25‘000 Jahre alt sind, kennt man aus Alaska. Man geht davon aus, dass die Menschen hier lebten bis sich in der Eisdecke, welche von der Ost bis zur Westküste spannte, ein Korridor öffnete und sie vor rund 12‘000 Jahren in die Weiten der nordamerikanischen Prärien ziehen konnten. Diese Theorie wird durch Funde im Mittleren Westen und Texas erhärtet.


Weitere Artefakte hat man 10 Kilometer vor der Küste Mexikos in Höhlen unter Wasser gefunden. Pfeilspitzen und Überresten von Feuerstellen, die 11‘000 Jahre alt sind. Vor der Küste Chiles fand man Überreste, die über 14‘000 Jahre alt sind. Auf der anderen Seite hat man in den Weiten der Nordamerikanischen Prärie keine Artefakte gefunden, welche älter als 8‘000 Jahre sind.

Somit wird vermutet, dass eine erste Einwanderungswelle in Alaska gelandet ist, einige Zeit dort gelebt hat und dann per Schiff der Pazifikküste entlang bis Zentral- und Südamerika vorgestossen ist. Völlig isoliert vom Rest der Welt – so lautet jedenfalls die aktuelle Theorie – entwickelten sie sich genetisch und kulturell eigenständig und erschufen Hochkulturen wie die der Olmeken, Mayas und Inkas.


Vergleicht man diese Zeitspanne und die kulturelle Entwicklung mit unserer eigenen mediterran-zentrierten, so muss man dafür bis ins Zweistromland, nach Ur und Babylon, zurückgehen. Unsere eigene westliche Kultur geht hervor aus einer Folge von verschiedenen Kulturen (Ur, Sumerer, Babylonier, Ägypter, Griechen, Perser, Römer, heutige Zivilisation). Parallel dazu entwickelten sich am anderen Ende der Eurasischen Landmasse, in China und Indien, vergleichbare Kulturen, mit denen ein loser Austausch stattfand. Eine dritte Komponente in unserer eigenen Entwicklung bildeten die Hochkulturen südlich des Sahels, die vor allem zu Zeiten der Ägypter in unsere Kultur-Folge einfloss.

Dagegen hatten die Ureinwohner der beiden Amerikas zwar eine Folge von Kulturen wie zum Beispiel den Olmeken, Mayas und Azteken, doch konnten sich die einzelnen Kulturen nicht mit vergleichbaren Parallelkulturen messen und austauschen. Dazu kommt, dass die Bevölkerung der beiden Amerika immer relativ gering blieb. Umso eindrücklicher ist es zu sehen, wie fortschrittlich und vielfältig die Kulturen dieser Völker waren.


Es ist sehr bedauerlich, dass speziell in den heutigen USA der Grossteil dieses Wissens und Traditionen verloren gegangen sind. Die systematische Vertreibung und die wiederholten Vertragsbrüche der Regierung in Washington hat die Urbevölkerung weit aus ihren angestammten Gebieten vertrieben. So lebten die Cherokee ursprünglich im Gebiet des heutigen Georgia und South Carolina. Die heutigen Reservate findet man jedoch weit im Westen in den Weiten der Prärie Oklahomas. Ähnlich erging es den Seminolen Floridas. Die letzten Überlebenden leben heute in Reservaten im kalten Oklahoma. Und so weiter und so fort. Es ist eine unbeschreibliche Leidensgeschichte.


Es muss aber auch angefügt werden, dass die Indianer selbst keine Waisenknaben sind. Ein gutes Beispiel sind aktuelle Zwistigkeiten der Dene Indianer, vom Volk der Athabasken, in den Nordwest-Territorien mit den Cree in der Provinz Alberta. Als die Cree auf ihren Wanderungen, nach der Vertreibung aus den angestammten Gebieten in den Gebieten der USA, nach Kanada kamen, boten die Dene ihnen ein Teil ihrer Territorien an. Das war vor rund 100 Jahren. Vor einigen Jahrzehnten hat man in den abgetretenen Gebieten Öl entdeckt, was den eingewanderten Cree Indianer gutes Geld in die Stammeskassen spülte. Nun beanspruchen die Dene das abgetretene Land wieder für sich.


Auch bei den Indianer-Völker ist es mit der Rechtssicherheit nicht weit her. Dazu kommt, dass viele Stämme feudalistische Systeme analog dem Europäischen Mittelalter entwickelt haben, bestehend aus Königen, Aristokraten, Klerus, Kriegern, Kaufleuten und Leibeignen. So unterschiedlich waren die Systeme diesseits und jenseits des Atlantiks nicht.


Wegen Überfüllung ausgelassen...

Für uns geht es am zweiten Weihnachtstag weiter. Am liebsten würden wir noch zu viert bis nach Key West hinunter fahren, doch wir wurden bereits gewarnt, dass es nicht einfach sein würde einen Campingplatz zu finden.

Nach einem verregneten Tag machen wir einen Zwischenstopp im Everglades National Park, den wir dann auch am folgenden Tag erkunden. Zum Abend wollen wir aus dem Park hinaus und in Richtung Key West fahren. Doch als wir am Mittag den Park verlassen haben und versuchen per Internet oder telefonisch eine Unterkunft zu buchen, erkennen wir, wie schwierig es wirklich ist: Unmöglich!

Selbst andernorts rund um Miami ist es schwer einen Campingplatz zu finden. So drehen wir unverrichteter Dinge wieder um und übernachten ein weiteres Mal im Everglades National Park.

 

Etwas zerknirscht streichen wir die Keys von unserer Liste und wenden uns unserem nächsten Highlight zu: Miami Beach. Roli möchte unbedingt von Key Biscayne aus ein Photo der Skyline von Miami Beach beim Eindunkeln schiessen.

Mit Glück ergattern wir 40 Kilometer ausserhalb der Stadt einen Campingplatz und fahren anschliessend zu viert mit unserem Auto ins Zentrum von Miami Beach. Nach einer längeren Irrfahrt auf der Suche nach einem Parkplatz, geht es dann zu Fuss dem Strand entlang und durch die Art Deco Quartiere dieses Tourismus-Magneten. Paddy ist froh, als er nach 3 Stunden dem dichten Gedränge von Menschen, lauter Musik und schriller Party entfliehen kann, denn der Abend rückt näher und wir wollen uns rechtzeitig in Position begeben für Roli’s Photo.

 

Eine halbe Stunde später stehen wir am klassischen Photo-Spot von Miami, mit Palmen und dem Hafenbecken vor dem Hintergrund der Skyline von Miami. Es ist noch hell und wir haben genügend Zeit um die besten Einstellungen für das Photo in der Dunkelheit auszuprobieren. Wirklich zufrieden sind wir zwei jedoch mit unserem Resultat nicht. Roli hingegen scheinen die Photos besser zu gelingen. Als wir 2 Stunden später zusammenpacken sind wir aber alle vier zufrieden und hungrig. Gleich am Anfang von Key Biscayne haben wir ein Restaurant ausgemacht. Heute wollen wir uns etwas leisten, sind dann aber doch etwas überrascht, als wir die Preise nach Schweizer Niveau sehen – aber was soll’s. Man gönnt sich so etwas nicht alle Tage und vor allem ist die Aussicht von der Terrasse aus nicht zu schlagen. Die gesamte nächtliche Skyline der Megametropole Floridas erstreckt sich vor uns. Unbezahlbar!

 

Am nächsten Morgen müssen wir erkennen, dass das Neujahr unaufhaltsam näher rückt. Moni hat für den Jahreswechsel wiederum vorsorglich einen Campingplatz reserviert. Dieses Mal in der Nähe von Daytona Beach, auf der Höhe von Orlando.

Wir treffen bereits am 30. Dezember ein und freuen uns sehr, dass der Campingplatz wieder mehr unseren romantischen Camping-Vorstellungen von wilder Natur und Privatsphäre entspricht. Es ist ein wunderbarer Campingplatz mit weissem Sand und üppiger Pflanzenwelt.

Zu Silvester verwöhnen wir unsere Freunde mit einem Chilenischen Asado. Zu unserer Überraschung sind wir mittlerweile nicht mehr so Rindfleischverzehrende wie noch in Südamerika. Ein guter Teil des Bratens bleibt übrig – das wäre uns in Südamerika nie passiert.

Es bleiben uns noch 2 Tage ausspannen bevor Moni und Roli an die Rückkehr in die Schweiz denken müssen. Das reicht noch für einen Abstecher zu den Blue Springs. Die beiden wollen auch noch Manatees sehen. So stoppen wir nochmals im dem bekannten State Park zum Manatees beobachten und einer letzten Übernachtung.

 

Auf dem Parkplatz erwartet uns wieder einmal eine Überraschung. Dort steht ein grosser MAN-Lkw mit Schweizer Kennzeichen. Den kennen wir doch! Die Gloors haben wir doch bereits in Puebla, südlich von Mexiko-City vor 9 Monaten gesehen.

Während Petra und unsere Freunde bei strömendem Regen auf Manatee-Jagd gehen, verzieht sich Paddy bei den Bigi und Kaspar im Lkw, um Erlebnisse auszutauschen. Pitsch-patsch, kommen Petra, Moni und Roli eine Stunde später durch den Regen angerannt und gesellen sich dazu. Da die Gloors jedoch keinen Platz zum Übernachten mehr ergattern konnten, müssen sie uns bald verlassen und wir verziehen uns auf den Camping.

Es ist unsere letzte gemeinsame Nacht auf dieser Tour. Spass hat es gemacht mit den beiden und sind etwas traurig, dass sie uns schon wieder verlassen müssen.

 

Dann ist der 3. Januar da und wir geleiten unsere Freunde zurück nach Orlando zur Abgabe ihres Wohnmobils. Wir sind froh, dass unser Auto kleiner ist – auch wenn wir den Luxus des grossen Fahrzeugs an Regentagen und bei Kälte geschätzt haben. Dennoch, damit zu reisen!? Es wäre ein ständiges Zirkeln um Hindernisse.

Was nun…!?

Wir verlassen die beiden beim Camper-Vermieter. Machen es kurz. Fahren los. Beide sind wir aufgewühlt. Nicht nur wegen des Abschiednehmens, an das sollten wir uns bereits gewöhnt haben – haben es aber nicht. Nein, zugleich läutet der Abschied von den zweien auch das Ende unserer Reise ein. Von nun an haben wir ausser der nun definitiv gebuchten Verschiffung unseres Autos am 20. März in Baltimore kein Ziel mehr vor uns. Niemand den wir treffen wollen, nichts was wir unbedingt noch ansehen oder bereisen wollen. Guter Rat tut Not und wir müssen uns dringend wieder einmal neu erfinden. Dazu wollen wir uns aber einen gemütlichen, warmen, sonnigen, schattigen Campingplatz am Strand suchen. Selbstverständlich mit fliessend Wasser, Strom- und Internetanschluss. So einfach gestaltet sich dies aber nicht, hier in Mittel-Florida ist Regen und Kälte angesagt.

 

Wir stehen in Kontakt mit Claudia und Thomas, dem deutschen Ehepaar mit VW-Bus. Sie sind weiter im Süden und dort verspricht das Wetter in den kommenden Tagen etwas mehr Wärme. Da die beiden nordwärts und wir südwärts fahren, verabreden wir uns beim bekannten Lake Kissimmee.

 

Am frühen Nachmittag treffen wir ein. Die Vorräte gut gefüllt, vor allem mit Gemüse und wenig Bier. Wir müssen die vergangenen beiden Wochen wieder etwas kompensieren.

Als Claudia und Thomas ankommen, scheint es, als würden wir uns bereits seit langem kennen. Die beiden haben lange im Mittleren Osten gelebt und haben viel von ihren Reisen durch Afrika zu erzählen. Wir halten dafür unsere Erlebnisse in Südamerika zum Besten. Wie es scheint, wird uns der Gesprächsstoff nicht so schnell ausgehen.

Als es am späteren Abend kühl wird, können wir uns komfortabel ins Innere ihres VW-Buses verkriechen. Hier funktioniert die Heizung und wir vier finden auch gemütlich Platz. Wenn wir da an die willkürlich funktionierende Heizung in unserem Auto denken oder an die wenig gemütlichen Sitzgelegenheiten, werden wir etwas neidisch. Obwohl wir heute Morgen bei der Abgabe von Roli und Monis Wohnmobil noch froh waren unseren Landcruiser zu haben, so machen sich jetzt am Abend Überlegungen über unser Fahrzeug und unseren Fahrzeugausbau breit.

 

Claudia und Thomas haben gleich 2 Nächte gebucht. Doch weil es uns allen so gut gefällt haben wir gleich nochmals um 2 Nächte verlängert. Für uns ist es schön die Zeit mit den beiden zu verbringen und vor allem ist es so schön, warm und gemütlich hier.

Als am 2 Tag Thomas vom Camping-Shop zurückkommt, verkündet er ganz aufgeregt, dass er eben einen freien Platz auf einem der Campingplätze auf den Keys gesehen hat. Das ist unserer Chance! Von Claudia borgt sich Paddy das Fahrrad und flitzt zum Campingshop. 5 Minuten später sieht er: der Platz ist noch frei. Schnell bucht er die 3 Nächte auf Bahia Honda für uns. Wir sind glücklich, dass es nun doch noch geklappt hat.

Als wir uns nach 4 Nächten von den beiden verabschieden hoffen wir, dass wir sie nochmals sehen werden. Wer weiss, plant man ein Wiedersehen, gelingt es meist nicht.

 

Sommerferien

Für uns gilt es in zwei Tagen bis fast Key West hinunter zu fahren. Eine lange Strecke und wir machen einen Zwischenstopp auf dem bereits besuchten Campingplatz bei Miami. Wir haben gehofft, dass wir für die Fahrt über die Keys gutes Wetter haben. Leider geht der Wunsch nicht in Erfüllung und nebst kühlen Temperaturen wird unser Auto wieder einmal kräftig vom Regen gewaschen.

Bahia Honda liegt 50 km vor Key West. Unser Stellplatz ist direkt am Meer mit eigenem Strandzugang und Blick auf die aufgehende Sonne. Doch die erste Nacht teilen wir das Vergnügen des schönen Platzes mit unzähligen Nosees. Was das ist fragst du dich? Es sind „No“ „see“; also kleine Fliegen, die kaum zu sehen sind und sich einen Spass daraus machen, einem kleine Hautstücke herauszubeissen. Selbst im Auto müssen wir erst eine halbe Stunde Jagd auf die Biester machen bevor wir uns schlafen legen können. Zum Glück windet es am nächsten Tag und wir werden vor diesen ungemütlichen Zeitgenossen verschont.

Der Wind bringt aber auch Regenwolken und es ist den ganzen Tag bedeckt und es regnet immer mal wieder. Zum Glück ist es aber warm und so ist der Tropenregen nicht kalt – nass wird man aber trotzdem. Eigentlich wollen wir nur mal schnell unsere E-Mails ansehen, als wir klatschnass zu Fuss beim Campingshop 2 Kilometer (!) von unserem Stellplatz entfernt, ankommen. Doch als wir den Computer starten, erwartet uns eine böse Überraschung. Die von uns am Vortag gebuchten Heimflüge sind nicht bestätigt. Wie es scheint, gibt es Probleme mit unserer Kreditkarte. Nicht schon wieder! Denken wir. Wir hatten nun schon so oft Probleme beim Bezahlen mit unserer Kreditkarte in den USA. Ans Tanken mit Kreditkarte denken wir schon gar nicht mehr. Regelmässig wird uns dabei die Kreditkarte aus Sicherheitsgründen gesperrt. Nur nach Rücksprache mit dem Kreditkartencenter in der Schweiz können wir anschliessend die Karte wieder benutzen.

Wie sich dieses Mal jedoch herausstellt, ist es unser Fehler. Was jedoch nicht darüber hinweg tröstet, dass wir die Flüge nicht wie gewünscht buchen können. Zwar gibt es eine Alternative, doch kostet diese 50 Euro mehr und wir haben 5 Stunden Aufenthalt in Kopenhagen. Aber gut, wir haben keine Eile. Wir müssen nicht zur Arbeit und sind immer noch am Reisen.

Dann ist es endlich soweit. Unserer Flüge werden bestätigt (dieses Mal hat es mit der Bezahlung geklappt) und unsere Heimkehr ist nun definitiv für den 27. März ab Washington geplant.

 

Jetzt tut aber Planung dringend Not. Wir können nicht einfach noch 2 ½ Monate in Florida abhängen, das wäre mehr als schade.

Leider können wir unseren Platz auf Bahia Honda nicht noch länger buchen, haben aber Glück und finden einen Platz für 3 Nächte auf Key Largo. Dort soll es dann wirklich ans Planen gehen. Der Süden der USA muss noch vor unserer Heimkehr erkundet werden.

 

Der zweite Tag auf Bahia Honda ist perfekt. Perfekt für einen Ausflug nach Key West.

Key West wurde anfangs des 20. Jahrhunderts per Bahnlinie direkt mit dem Norden Floridas verbunden. Nach St. Augustine und Pensacola war Key West die einzige Stadt in Florida. Miami war erst ein Fischerdorf und ein Etappenstopp der Bahn.

Die Bahnlinie wurde in der Absicht bis nach Key West gebaut, dass Touristen dorthin und Güter aus der Karibik auf direktestem Weg in die Grossstädte der Ostküste gelangen konnten. So war Key West im Frühen 20. Jahrhundert auch die grösste Stadt Floridas und ein bedeutendes Wirtschaftszentrum für den Handel in der Karibik. Erst ein verheerender Wirbelsturm um 1934, der die Bahnlinie zerstörte, sorgte für den Niedergang der Inselmetropole.

Betrachtet man die Lage von Key West, so sieht man wie bemerkenswert diese Geschichte ist. Die Insel ist nur über eine 200 km lange Kette von Inseln mit dem Festland verbunden. Sie liegt nur 150 km von Kuba entfernt und die höchste Erhebung der Insel liegt nur gerade 6 Meter über dem Meeresspiegel.

Kurz nach dem 2 Weltkrieg wurde das Bahntrassee zu einer Strasse umgebaut und die Verbindung zu Key West wieder hergestellt. Mit der Strasse kamen die Touristen zurück und heute ist es eines der grossen Touristenzentren Floridas. Die alten Bahnbrücken wurden mittlerweile ausser Betrieb gestellt und man hat zweispurige Highways über die Inselkette gebaut. Die Autos fahren Stossstange an Stossstange in einer endlosen Kette. An kaum einem anderen Ort in den USA findet man ein solches Sammelsurium von Kennzeichen aus so vielen amerikanischen Bundesstaaten und kanadischen Provinzen. Hier treffen sich ein beträchtlicher Teil der nordamerikanischen Rentner zum Überwintern. Sie haben auch einen Namen: Snowbirds, werden sie genannt.

 

Eine stündige Fahrt in gedrängtem Verkehr bringt uns zu der Stadt in der Karibik. Es ist heute ausserordentlich schön und die Sonne brennt gnadenlos. Dabei ist jedoch die Luftfeuchtigkeit permanent über 70%. Gestern haben wir bemerkt, dass sich im Auto in den Deckeln unserer Kisten Kondenswasser sammelt. Es ist täglich so schwül, dass es tagsüber nicht genug Zeit hat um zu verdunsten.

Wir machen uns zu Fuss auf den Weg. Unser erster Punkt ist der Südlichste Punkt der USA, der mit dem Auto erreicht werden kann. Für uns bedeutet es, dass wir nun die Sammlung komplett haben. Prudhoe Bay, der nördlichste, Kenai Halbinsel, der westlichste, Quoddy Lighthouse, der östlichste und nun Key West, der südlichste Punkt des US-Strassennetzes.

Langsam gehen wir weiter. Entlang wunderschöner Häuser mit umlaufenden Terrassen und den berühmten überdachten Balkonen. Riesige Würge-Fikus überspannen die Strasse. Ihre bizarren Stämme strecken ihre Stelzen in alle Richtungen auf der Suche nach Halt für die weit ausladenden Äste.

Unter den Ästen tummeln sich tausende von Touristen in knielangen Badehosen und Hawaiishirts, helmlose Harley Davidsons knattern an uns vorbei, Fahrrad-Taxis strampeln in der brütenden Hitze, plärrende Lautsprecher ertönen aus Margerita-Bars und Verkleidete werben für irgendwelche merkwürdigen Museen oder Boutiquen. Es ist ein buntes Sammelsurium. Spannend aber auch ermüdend. Wir sind die feuchte Hitze nicht mehr gewohnt. Zu lange ist es her, seit wir durch Kolumbien und Zentralamerika gereist sind. Damals, vor einem Jahr hat es uns nichts ausgemacht. Nun sind unsere Körper aber noch auf Kälte eingestellt und haben die körpereigene Kühlung noch nicht hochgefahren. Ermattet beschliessen wir, dass wir nicht bis zum Sonnenuntergang warten, der in Key West täglich zelebriert wird. Wir begnügen uns mit einem späten Mittagessen und fahren zurück auf den Campingplatz. Etwas kühler Wind und ein paar Bier sind uns lieber.

Am dritten Tag heisst es Abschied nehmen vom Paradies. Es ist der bisher schönste Tag. Hätten wir doch nur noch ein paar Tage mehr an diesem wunderbaren Ort. So begnügen wir uns mit einem Bad im Meer bevor wir weiter fahren – übrigens unser erstes Bad im Meer seit Yucatan in Mexiko vor einem Jahr. Wir hoffen auf ein paar weitere schöne Tage auf Key Largo.

 


Prüderie

In Europa sind die Amerikaner als prüde bekannt – wir können das zum Teil bestätigen.

Bei uns zieht man sich schnell mal am Strand um, notfalls halt auch ohne Schutz eines Badetuchs.

 

Nicht so in den USA. Paddy hat schon einige schräge Blicke kassiert wenn er auf dem Campingplatz hinterm Auto schnell mal die Hose gewechselt hat (nicht die Unterhosen).

Erstaunt waren wir, als wir von einer Bekannten hörten, dass sie von anderen Müttern angefahren wurde, als sie ihre 3jährige Tochter nur in Badehosen ins Wasser lies. Man meinte, dass das kleine Mädchen eine Bikini-Oberteil oder eine Badekleid tragen sollte!

 

Ganz im Gegensatz dazu steht die offenherzige Fertigung der Toiletten hierzulande. Selbst hochwertige Toiletten lassen freizügige Blicke durch den Spalt zwischen Tür und Trennwand zu – ob man nun will oder nicht, man ist oftmals gezwungen die Personen zu sehen, die gerade beschäftigt sind. Hier scheint es keine Hemmungen zu geben. Auch scheinen Türschlösser auf Toiletten nicht höchste Priorität zu geniessen. Vielerorts fehlen sie oder sind gar nicht erst installiert. Die wohl eigenwilligste Art haben wir im French Quarter in New Orleans in einer Bar angetroffen: gar keine Türe. Jeder der eintritt, kommt in den vollen Genuss der Betrachtung…

 


Snowbirds

„Schneevögel“ ist der Spitzname für all die Rentner aus dem kalten Norden der USA und Kanadas, welche in den Süden der USA und nach Mexiko fahren, zum Überwintern.

Meist sind sie mit Motorhomes von der Grösse eines 3achsigen Überlandbusses unterwegs. Im Schlepptau selbstverständlich ein mehr oder weniger grosser Pkw, der mittel Deichsel an der Anhängerkupplung hängt.

Sie bevölkern den Süden der USA während den Wintermonaten zu hundert-tausenden. Überall findet man kleinere und grössere „RV-Parks“ (RV=Recreational Vehicle).

 

Da der Preis des Campingplatzes eine zentrale Rolle spielt, ist der Run nach den günstigen State Parks enorm. Die State Parks kann man frühestens 11 Monate im Voraus buchen. Wir haben Gespräche verfolgt, bei denen klar wurde, dass die Menschen auf den Tag genau 11 Monate früher vor dem Computer sitzen und 1 Minute nach Mitternacht versuchen sich die besten Plätze zu ergattern.

Da die Besucher ihren einmal ergatterten Wunschplatz nicht vor dem Frühjahr räumen würden, haben viele Campingplätze maximale Standzeiten definiert. Meist sind es zwei Wochen.

Somit sind die Snowbirds gezwungen 11 Monate vorher, wiederum 1 Minute nach Mitternacht vor dem Computer zu sitzen, um sich den nächsten Wunschplatz zu ergattern. Alle zwei Wochen findet dann die grosse Rotation statt. Meist gegen Ende der Woche geht es los und der Grosse Wechsel findet statt.

Für Spontanbesucher wie uns bleibt dann oft nicht viel Platz übrig. Wir hoffen jeweils, dass jemand abgesagt hat und wir dann „reinschlüpfen“ können. Dies bedingt, dass wir auch täglich online gehen und die verfügbaren Plätze prüfen. Das ist ganz schön stressig…

 


Wo ist Bruno!?

Zum Glück konnten wir im State Park auf Key Largo einige Nächte buchen. Hier im südlichsten Süden Floridas sind die günstigen Campingplätze stark gebucht. Speziell dieses Jahr, denn in Mittel- und Nord-Florida ist das Wetter dieses Jahr ungewöhnlich kalt und alle „Snowbirds“ ziehen soweit südlich wie nur möglich.

In Key Largo können wir einen Platz für 3 Nächte reservieren. Der John Pennekamp State Park liegt direkt bei einem grossen Korallen-Riff. Zuerst haben wir gehofft, dass wir direkt vom Strand aus das Riff aufsuchen können, doch leider müssen wir feststellen, dass noch etliche Kilometer Mangrovenwald zwischen dem Strand und dem Riff liegen.

Da es warm genug zum Schwimmen ist, buchen wir eine Schnorchel-Tour mit einem Boot hinaus zu den Korallen Riffen. Es ist die etwas längere Tour, welche 3-4 Riffe besucht. Der Tour-Operator stellt in Aussicht, dass man auf dieser Tour einen Hai, namens Bruno sehen wird.

 

Es ist immer noch recht kühl, als wir um 10 Uhr mit dem flachen Tauchboot hinausfahren. Wir frösteln im Fahrtwind und gratulieren uns, dass wir Neopren-Anzüge gemietet haben.

Das Boot schlängelt sich durch die Kanäle des Mangrovenwalds bis es schliesslich das offene Wasser erreicht, dann erst beschleunigt es. Der Wind wird stärker und wir frieren bald trotz des Neopren-Anzugs. Uns ist bange, ob das Wasser nicht auch zu kalt sein wird, um Unterwasserwelt gebührend geniessen zu können.

Nach einer Viertelstunde ist das Boot beim ersten Riff. Schnell noch die letzten Sicherheitsinstruktionen von der Crew, dann dürfen wir uns ins Wasser stürzen. Als das Wasser langsam durch den Neopren-Anzug sickert, sind wir froh, dass es wärmer ist als befürchtet.

Ein Blick unter die Wasseroberfläche entschädigt uns schliesslich auch für die unterkühlte Fahrt auf dem Boot. Eine fantastische Korallenlandschaft empfängt uns. Unzählige bunte Fische gleiten vor uns durch das Labyrinth der Korallen.

Nach der verheissungsvollen Ankündigung von Bruno, dem Hai, schielen wir mit einem Auge ständig nach hinten, vorne, rechts und links. Einerseits wollen wir den Hai sehen, andererseits ist uns auch nicht ganz wohl dabei, dass ein Hai auftauchen könnte.

Doch zuerst erspähen wir die riesigen Barracudas. Sie sind bestimmt über 2 Meter lang (kein Anglerlatein). Still schweben sie neben dem Riff, wohl auf der Lauer nach etwas essbaren, das sich lohnt sich anzustrengen.

Bald ist unser erster Schnorchelgang vorbei. Wir müssen wieder an Bord des Bootes, denn es geht weiter zum „Jesus Christ oft he Depth“. Wir haben bereits von diesem legendären Kruzifix am Meeresboden gehört, nun sehen wir es auch noch.

Taucher haben das 4 Meter hohe Kreuz am Meeresboden verankert. Der Ort ist nebst einer Attraktion für Taucher und Schnorchler auch ein beliebtes Ziel für Unterwasserhochzeiten. Paddy taucht kurz hinunter, um die Inschrift zu lesen, doch ansonsten ist er Ort unspektakulär. Interessant wird es einige Meter weiter als wir eine Wasserschildkröte erspähen und ihr versuchen zu folgen. Einige Minuten geduldet sie sich mit uns, dann stinkt es ihr und sie macht sich aus dem Staub. Es ist immer wieder fantastisch zu sehen wie diese auf dem Land so unbeholfenen Tiere im Wasser majestätisch dahinschweben.

Bruno lässt sich auch bei diesem Schnorchelgang nicht blicken, wir hoffen, auf das nächste Riff.

Das letzte Riff fasziniert durch die Vielfalt von Fischen und Korallen, doch leider hat Bruno heute keine Lust auf Menschen – na gut, gefressen wollen wir nun auch nicht werden, doch den Hai sehen, das wäre schon schön.

 

Leider ist unser Schnorchel-Ausflug nach dem dritten Riff schon zu Ende und das Boot braust wieder zurück zur Küste. Wir freuen uns auf eine warme Dusche.

Wohin nur?

Nach 5 Tagen auf Key Largo finden wir, dass wir nun weiter müssen. So angenehm warm es hier ist, doch nach ein paar Tagen wird es langweilig. Dieser Trieb unterscheidet uns ganz wesentlich von den Snowbirds.

Weiter schon, doch wohin? Das Wetter bis nach Mittelflorida ist immer noch sehr kühl. So entscheiden wir uns erst einmal die Strecke bis an die Golfküste unter die Räder zu nehmen. Doch auch hier sind die Nächte kühl und ungemütlich. Weiter nördlich fahren wir weiter Inland zum Highland Hammock State Park. Auch hier frieren wir die meiste Zeit.

Hier ist es auch, dass wir kapitulieren und uns einen kleinen Elektroheizer kaufen. Wir sind es leid, immer nur zu frieren. Wir wollen wenigstens am Abend im Auto bei halbwegs angenehmen Temperaturen essen können. So sind wir ab sofort von Campingplätzen mit Stromanschluss abhängig – wenigstens so lange es noch so kalt ist.

 

Der Highland Hammock State Park ist ein schöner Ort um die weit verbreiteten Zypressen-Sümpfe aus der Nähe anschauen zu können. Ausgehend von der Rundstrasse durch den Park gehen verschiedene Pfade tief in die unterschiedlichen Landschaften des Hammocks hinein.

 


Hammocks

Die Hammocks sind eine Art Insel in der unendlichen Sumpflandschaft Floridas. Es ist ein Indianisches Wort und deutet auf Schutz und Schatten hin.

In den ausgedehnten Sumpflandschaften sind sie oft der einzige Ort trocken leben zu können. Zum Teil sind diese Trockeninseln nur wenige Meter gross, in andern Fällen sind es ausgedehnte Eilande auf denen ganze Stämme gelebt haben.

 


 

Fasziniert sind wir vor allem von der Sumpflandschaft mit den mächtigen Zypressen. Auf kegelförmigen Strümpfen wachsen sie bis zu 20 Meter hoch. Ihre Luftwurzeln schieben die Bäume im weiten Umfeld aus dem sumpfigen Wasser. Sie ragen wie Knie aus dem Wasser.

 

Gleich bei unserer Ankunft haben wir die Chance mit einem Ranger eine Tour durch die abgelegeneren Teile des Parks zu machen. Dabei sehen wir eine Unzahl von Vögeln, welche uns alleine nie aufgefallen wären. Erst das geübte Auge des Rangers zeigt uns die unzähligen, unterschiedlichen Reiher. Überall liegen Krokodile am Wasserrand. Auch sie geniessen die wenigen Sonnenstrahlen an diesem Tag. Gleich daneben tun es ihnen unzählig kleine Wasserschildkröten gleich. Der Ranger warnt uns von den kleinen, süssen Schildköten. Ein Schnapp der Schildkröten kann Fingerglieder abtrennen!

 

Mit der neuen Heizung macht unsere Reise gleich wieder mehr Spass. Vergessen sind die Abende an denen wir um 8 Uhr unter die Decke gekrochen sind, weil es zu kalt war.

Leider hat sich zum Wochenende gleich neben uns eine grössere Gesellschaft von Hispanics eine Reihe von Plätze ausgewählt. Gleich zu Beginn machen sie klar, was in den kommenden Nächten abgehen wird. Kaum stehen die Zelte, plärren die Lautsprecher lautstark Salsa und andere Rhythmen. Besorgt schauen wir uns an und müssen schliesslich schmunzeln. Das hatten wir 2 Jahre lang in Südamerika erlebt, wir sollten uns auch hier anpassen und uns nicht darüber aufregen. Etwas später, die Uhr zeigt 1 Uhr in der Früh, sind wir nicht mehr so sicher, ob wir uns so tolerant zeigen sollen. Dennoch drehen wir uns um und versuchen zu schlafen.

Nach der zweiten Nacht Party zieht die Gruppe schliesslich wieder ab und wir haben unsere Ruhe wieder. Interessanterweise lässt jeder zweite Passant eine Bemerkung fallen und fragt, ob wir uns am Wochenende nicht gestört hätten. Wie es scheint, haben sie sich gestört, trauten sich aber nichts zu sagen…

 

Zögerlich fahren wir weiter zurück zur Küste und hinauf zum Manatee Springs State Park – wir hoffen, dass wir nochmals ein paar Manatees zu sehen bekommen. Doch den Manatees scheint es mit 0 Grad zu kalt zu sein, denn sie lassen sich nicht blicken. Dafür treffen wir auf Doris und Walter aus Bern/Toggenburg. Sie sind mit ihrem FIAT-Wohnmobil für 10 Monate in den USA unterwegs.

Paddy nutzt die Gelegenheit und darf Walter beim Autoreparieren helfen – wie es scheint hat er aufgestaute Bastel-Energie…

Doris und Walter haben in New Orleans, direkt im Zentrum, einen Campingplatz reserviert. Wie wir erfahren, kostet die Nacht 100 USD – hierzulande bekommt man für diesen Preis ein Zimmer besseren Klasse. Für uns alleine ist dies unerschwinglich, doch die zentrale Lage des Campingplatzes ist verlockend. So fragen wir die zwei, ob sie vielleicht den Platz und die Kosten mit uns teilen würden, was uns prompt gewährt wird. Wir freuen uns sehr, denn New Orleans und der Besuch der Stadt hat uns bereits einiges Kopfzerbrechen bereitet.

So verabschieden wir uns von den beiden zwei Tage später und brechen nach Westen auf. Wir werden Doris und Walter in New Orleans wieder treffen.

 

Von Steinzeit Indianern

Für unsere weitere Reise haben wir eine Route über Tallahassee, der Hauptstadt Floridas und zurück an die Küste des „Panhandles“, also des nordwestlichen, schmalen Ausläufer Floridas, entschieden.

In Tallahassee erfreuen wir uns weiterhin unserer Elektroheizung. Doch dafür tagsüber sonnig und nicht zu kalt. Nach einer Übernachtung besuchen wir die Rekonstruktion der ursprünglichen spanischen Mission San Louis. Das Living-Museum ist wie viele andere seiner Art ein Zwischending aus Geschichte und Entertainment. Mit rekonstruierten Gebäuden und verkleideten Mitarbeiter die traditionellem Handwerk nachgehen und den Besuchern zu Handwerk und Geschichte Auskunft geben. Dabei erfahren wir, dass Spanien seine Soldaten gezielt für die Besiedlung der Kolonien rekrutiert hat. Anzuheuern war ein Einweg-Ticket in die Neue Welt. Da das Leben meist friedlich verlief, war dann auch die Aufgabe der Soldaten weniger das Kriegshandwerk als Landwirtschaft und andere praktische Arbeit. Geheiratet wurden meist Indianische Frauen, das anschliessend zu kreolischen Nachkommen führte, die weder von der einen noch von der anderen Seite völlig akzeptiert wurden.

Gestaunt haben wir über die Bauwerke der Indianer. Vor allem das gigantische „Aufenthalts-Haus“ Nebst dem Fort war wohl das grösste Gebäude der Mission. Über 20 Meter im kreisrunden Durchmesser und gut und gerne 15 Meter hoch. Konisch mit einem riesigen Rauchabzug in der Mitte. Am Boden, im Zentrum der Konstruktion brannte wohl tagein und tagaus ein gewaltiges Feuer. Es erzeugt Rauch gegen die unzähligen Insekten und im Winter Wärme für die Besucher. Die Menschen lagerten in zwei konzentrischen Kreisen auf Bühnen, 1 Meter über dem Boden. Gedeckt ist das Gebäude mit Palmblättern. Von weitem haben wir die schiere Grösse des Gebäudes völlig unterschätzt. Erst als wir näher kommen und sich das schräge Dach immer weiter in unser Blickfeld schiebt, erkennen wir die Ausmasse. Mit offenem Mund betreten wir den Innenraum und sind völlig fasziniert, wie die Indianer diese massige Konstruktion zu Stande gebracht haben. Immer wieder sind wir überrascht, wie fortschrittlich die Techniken und die Kultur der Indianer waren. In Mittel- und Südamerika kennt man die Kulturen der Inkas, Mayas und Azteken; doch bei den Nordamerikanischen Indianer denkt man an Tipis, Wigwam und Iglus, an einfache und nomadische Völker mit einer Steinzeit Kultur und Technik – weit gefehlt – oder vielleicht müssen wir unsere eigene Steinzeit-Kultur überdenken. Die war vielleicht gar nicht so „steinzeithaft“ wie wir das landläufig annehmen.

Die hier lebenden Appalachola Indianer gehörten zum Volk der Cree. Traurig ist, dass die Indianer nach dem Einmarsch der Engländer das Weite gesucht haben. Zuerst im Süden des heutigen Mississippi, dann weiter Flussaufwärts in Louisiana. Offiziell gelten sie heute als ausgestorben.

 

Zurück auf der Strasse, streben wir wieder an die Küste. Unserer Reiseführer beschreibt die ganze Golfküste als traumhaft. Und wirklich der Strand ist unglaublich weiss und endlos. Doch das Weiss des Strandes unterscheidet sich nur um Nuancen vom trüben Weiss des Himmels und auch die Temperaturen machen nicht an, sich ins kristallklare, türkisfarbene Wasser zu stürzen.

 

Wir quartieren uns für einige Tage im St. Joseph State Park ein und hoffen, dass das Wetter in den nächsten Tagen besser wird und wir zumindest die Aussicht über den Strand und das Meer geniessen können.

Am nächsten Morgen wachen wir auf und hören wie schwere Tropfen auf unser Dach fallen.

Es hat wohl keinen Wert, wenn wir all zu früh aufstehen; denken wir und drehen uns auf die andere Seite. Doch als um 10 Uhr immer noch die Tropfen auf das Dach fallen, können wir das Aufstehen nicht weiter hinauszögern. Umso erstaunter sind wir als wir aus dem Auto klettern und feststellen, dass es nicht Regentropfen sind, die auf unser Dach fallen. Es ist der kondensierte Nebel, der als Tropfen aus den Bäumen auf unser heruntertropft. Der Nebel liegt tief. Der Wald bietet ein urtümliches Bild. Gespenstisch verschwinden die Baumkronen im Nebel und auch in den niedrigen Palmbüschen hat sich der Nebel festgesetzt. Es ist der Tag für ein herzhaftes Frühstück. So kommen an diesem Morgen Speck und Spiegeleier auf den Teller. Ein Glück, dass Paddy gestern ausnahmsweise wieder einmal „nach Lust“ eingekauft hat…

Als sich etwas später der Nebel auflöst und die Temperaturen steigen, können wir noch ein Stündchen am Strand spazieren.

Auch am folgenden Morgen ist der Nebel dicht und tropft auf unser Dach, doch heute wissen wir, dass es nicht regnet und können uns früher aus dem Bett wagen. Schön ist auch, dass wir an den vergangenen zwei Abenden unsere Heizung nicht mehr benutzen mussten. Zwar konnte man nicht die halbe Nacht draussen sitzen, dennoch war es nicht eisig kalt.

 

Selbstverständlich ist das Wetter am Tag unserer Weiterreise wieder tadellos und die Sonne begrüsst uns bereits am frühen Morgen. Wenigstens können wir so die fantastische Sicht auf den Strand entlang der Küstenstrasse geniessen… Halt, aber wo ist denn der Strand? Grösstenteils ist der weite Halbmond der Gulf Coast mit Hotelbunkern, Strandhäusern und Privatgrundstücken verschandelt. Über weite Strecken erinnert es uns an Viña del Mar in Chile oder Benidorm in Spanien. Es ist schrecklich. So suchen wir uns die wenigen Abschnitte, die durch State und National Parks geschützt sind.

 

Zwei Mal kommt vor allem Paddy auf seine Rechnung und Petra zu ausgedehnter Langeweile: Beim Besuch des Airforce Armament Museums in Eglin und im Naval Aviation Museum in Pensacola. Während Petra ihre Langeweile gekonnt in Zaum hält, hüpft Paddy von einem Flugzeug zum andern. Immer wieder aufs Neue begeistert über die Formen und Technik der Flieger. Vor allem eine echte Me262 in Pensacola hat es ihm angetan. Es ist das allererste Düsenflugzeug und war zu seiner Zeit im Zweiten Weltkrieg revolutionär in seiner Technik. Rund um die Welt wurde die Bauweise über weite Teile bis in die 60iger Jahre hinein beibehalten.