15.04.2010
Kasten - Inzell
Wetter: Sehr neblig, 9°C
Die heutige Etappe ist wie geplant einmal kurz geblieben.
Ab der österreichischen Grenze werden im Routenführer zwei Varianten vorgeschlagen; eine am nördlichen und eine am südlichen Ufer der Donau. Heute entscheiden wir uns für die nördliche. Das heisst bei nächster Gelegenheit auf das Nordufer zu wechseln. Was sich auf der Karte wie eine Brücke ansah, entpuppte sich als Schufterei, denn die Brücke ist ein Kraftwerk ohne durchgehenden Übergang. Will man von hüben nach drüben, bedeutet es die Velos samt Gepäck in einem Treppenhaus 90 Stufen hochschieben und auf der anderen Seite wieder 90 Stufen hinunter poltern lassen!
Unser Tagesziel, die Schlögener Donauschlinge, erreichten wir kurz darauf. Hier macht die Donau zwei dramatische Schlaufen von je 180°. Auf den Photos sieht das wie üblich eindrücklich aus. Das Problem ist einzig der Nebel und dass die Bäume noch alle kahl und öde sind.
Die Fährfrau schlägt uns vor, dennoch eine kurze Wanderung zur Ruine der Burg Haichenbach zu unternehmen. Nach einigem Zögern entschliessen wir uns dazu - und bereuen es nicht. Der junge Berner-Sennenhund der Fährfrau führt uns ein Stück eines Waldweges hoch und dann über Wanderwege, dem Grat entlang bis zu einer imposanten Burgruine oberhalb der Schlögener-Schlinge. Die Aussicht von der Turmruine ist beeindrucken und man überblickt die Donau über viele Kilometer auf beiden Seiten des Bergrückens.
Nach dem Abstieg sind wir wieder richtig fit, um weiter zu radeln. Mit der Fähre setzen wir über und fahren noch weiter bis zum Campingplatz in Inzell, direkt an der Donau.
Tagesstrecke: 57 km
16.04.2010
Inzell - Linz
Wetter: sehr neblig und feucht, 10°C
Während der ganzen Nacht sind Schiffe die Donau hinauf gefahren, Frachtschiffe aber auch Kreuzfahrtschiffe. Am Tag sehen wir kein Einziges auf der Donau. Wo verstecken die sich den alle tagsüber?
Die Fahrt nach Linz läuft wie am Schnürchen. Endlich ist die Strecke flach und der Veloweg gleicht einer Autobahn. An verschiedenen Orten hören wir, dass ab der kommenden Woche viele Unterkünfte ausgebucht sind. Es ist zu befürchten, dass nun die Fahrradsaison los geht.
Seit Passau verläuft die Donau wieder in einem engen Tal. Links und rechts gehen die Hügel steil hoch. An den Ufern ist gerade noch Platz für eine Strasse und einige an die Bergflanke geklebten Häuser. Wieder sehen wir viele Tiere, so zum Beispiel Feuersalamander, riesig lange Nacktschnecken, Fasane und Pfaue.
Linz überrascht. Eine Stadt wie aus dem 18. Jahrhundert mit wunderschönen Innenhöfen, einer quirligen Fussgängerzone und vielen schönen Gassen zum Flanieren.
Wir entschliessen uns zu viert ein Zimmer zu nehmen und über Nacht in der Stadt zu bleiben. Ach ja, wir sind immer noch mit Annaik und Corentin unterwegs.
Tagesstrecke: 56 km
16.04.2010
Linz - Linz
Wetter: strahlender Sonnenschein, 12°C
Der zweite Ruhetag. Noch am Morgen unter der Bettdecke entscheiden wir uns, diesens Luxus noch einen Tag weiterzuführen und unsere müden Muskeln und Wehwechen ruhen zu lassen. Corentin und Annaik hingegen zieht es weiter. Die Stadt ist ihnen zu teuer. Wahrscheinlich werden wir die beiden aber bereits wieder in 2 Tagen in Melk treffen.
17.04.2010
Linz - Wallsee
Wetter: abwechselnd bewölkt, 12°C
Linz hat uns sehr gefallen. Durch die fast menschenleere Hauptstrasse und Fussgängerzone fahren wir aus der Stadt. Es fällt schwer, sich wieder ans Velofahren zu gewöhnen. Dazu kommt, dass wir wieder gegen den Wind fahren. Zum Glück ist er nicht mehr so kalt wie in den vergangenen Tagen. Dennoch ärgern wir uns, es scheint als ob der Wind immer genau aus der Richtung weht, in die wir fahren – es nervt!
Nach 20 km geht es steil bergan. Wir fahren zum KZ Mauthausen. Bereits von weitem sehen wir die graue, burgähnliche Anlage. Mit einem Audio-Guide ausgestattet machen wir uns auf den Rundgang. Unser Gang wird immer schwerer. Es ist bedrücken und beelendend zu sehen, zu was Menschen fähig sind.
Bedrückt machen wir uns wieder auf den Weg. Zum Glück geht es nun bergab und die Sonne scheint. Doch bald wieder kämpfen wir gegen den Wind. Unser Ziel heute ist es, möglichst viel Terrain gut zu machen, damit wir bis morgen Abend in Melk sind.
Tagesstrecke: 49 km
26.04.10
Wallsee – Melk – Krems – Altenwörth – Tulln – Wien – Bad Deutsch Altenburg
Wetter: Sonnig bis bewölkt und wieder sonnig bis dann schlussendlich Regen
Mit dem Reisebericht in Linz haben wir uns endgültig verausgabt. Nun haben wir uns wieder erholt und machen weiter bei der mehr oder weniger „akribischen Dokumentation“ unserer Reise.
Nach der Nacht im Vorgarten einer netten Dame (eigentlich ist es während der Velosaison ein Camping – scheint aber mehr wie der Vorgarten), fahren wir nun endlich durch frühlingshafte Landschaften. Endlich ist es grün! Überall blühen plötzlich die Blumen und die Felder leuchten gelb vom Raps und vom Löwenzahn. Der Tag vergeht wie im Flug und wir treffen in Melk wieder auf Corentin und Annaik.
Die beiden haben eine Überraschung für uns bereit: eine Hupe. Richtig laut, damit man uns hört. Schon länger waren wir ihnen ihre Quitsch-Igel und posthornähnliche Hupe neidisch. Wir mit unseren Blimm – blimm konnten uns kaum bemerkbar machen. Nun sind wir mit Hupe und Quitsch-Schildkröte gewappnet.
In Melk starten wir am nächsten Tag unsere Fahrt durch die Wachau. Und wisst ihr was? Wir haben genau die Tage der Marillenblüte erwischt. So fahren wir dann in die Wachau ein und den ganzen Tag erfreuen wir uns an der blühenden Landschaft und den malerischen kleinen Dörfern.
Der Tag endet am Abend in Krems. Auch diese Stadt fasziniert mit ihren kleinen verwinkelten Gassen, den prächtigen Häusern und den Kopfsteinpflaster-Strassen.
Für Corentin und Annaik wird die Reise langsam etwas teuer. Immer nur Campingplätze und Herbergen. Sie haben noch ein ganzes Jahr vor sich und das Budget soll bis nach Nepal reichen. Sie schlagen deshalb vor, die folgende Nacht wild zu campieren.
So suchen wir uns, nach einem weiteren schönen Tag auf dem Velo, heute Abend einen ruhigen Platz, nicht direkt einsehbar, ohne Wildschweine (Annaik fürchtet sich) und mit flachem Boden. Nein, nein, eine Dusche und ein WC muss er nicht haben…
Ein (fast) idealer Platz findet sich gegen Abend beim Kraftwerk von Altenwörth, mit exklusiver Sicht auf die Schleusen und die einfahrenden Schiffe.
Kochen tun wir mitten auf dem Kiesweg – um einen Waldbrand zu vermeiden. So nehmen wir unser feines Risotto am Ufer der Donau ein, mit Sicht auf den Sonnenuntergang – und das Kraftwerk…
Schlafen tun wir gut in dieser Nacht, nur Petra beschwert sich am Morgen, dass sie jedes einfahrende Schiff gehört hat. So fängt der Tag mit einem Pick-Nick im Wald an, wobei einige von uns
noch leicht asiatische Gesichtszüge tragen (Schlitzaugen).
Wir freuen uns auf den Camping-Platz in Tulln. Die Fahrt endet jedoch mit einer Überraschung. Der Campingplatz ist masslos überteuert und bietet praktisch keinen „Zeltler-Comfort“ (flachen Boden). So kommt dann auch gegen Abend ein lieber Hund vorbei, der findet, dass das Zelt ab sofort zu seinem Territorium gehört – und es entsprechend markiert!
Am 23.04.10 ist es soweit. Endlich sind wir in Wien. Das erste grosse Etappenziel ist erreicht! An diesem Tag fahren wir auch noch unseren 1‘000sten Kilometer.
Die Fahrt zieht sich dann aber ganz schön in die Länge. Lange, lange fahren wir durch Vororte und auf der Donauinsel bis uns schlussendlich die Stadt mit einem Hammerschlag an Lärm und Abgasen
überfällt.
Auf unserem Weg in die Innenstadt von Wien brausen links und rechts die Autos und Lastwagen an uns vorbei. Mit dem Gutschein von Petras Arbeitsfreunden leisten wir uns ein Weekend in einem sehr
schönen Hotel, keine 300 m von der Hofburg entfernt.
Etwas unangenehm ist es uns dann schon, als wir mit unseren tausend Taschen und zwei dreckigen Fahrrädern in der Hotellobby stehen. Das Hotelpersonal verstaut unsere Velos im Büro im Keller (da wird dieses Wochenende wohl nicht gearbeitet).
Noch am Freitagabend gehen wir auf eine erste Erkundungstour. Am Samstag versuchen wir die Erkundung etwas mehr zu koordinieren und kaufen uns einen Stadtführer. Am Sonntag ist dann definitiv Programm angesagt: Schönbrunn, Hundertwasserhaus und Prater. Vom Riesenrad aus haben wir dann einen fantastischen Ausblick über Wien und mit einem schönen Sonnenuntergang verlassen wir den herrlichen Park.
Schade, schon ist das Wochenende in Wien vorbei. Wien hat uns sehr gefallen. Nur teuer ist es, sehr teuer. Wir kommen bestimmt wieder her, dann aber für eine Städtereise. Es gibt sooo viel zu sehen.
Paddys Velo hat noch eine Acht im Vorderrad. Da die Speichen bereits bis ans Maximum gespannt sind, wird entschieden, ein neues Rad zu kaufen.
Jetzt läuft es wieder rund und wir verlassen Wien mit einer schönen, endlos langen Abschiedstour durch die Hauptallee des Praters. Wie lange die ist? Keine Ahnung, aber bestimmt 5-6 Kilometer.
Durch den Nationalpark Donauauen, der direkt vor den Toren der Stadt beginnt, rollen wir bei düppigem, schwülem Wetter in Richtung Bratislava.
Bei Orth aD verlassen wir den Donauweg und setzen mit einem kleinen Ponton (Zille) ans andere Ufer über. Ganz in der Nähe sind die Ruinen einer der grössten römischen Städte in Österreich.
Auf der anderen Flussseite überrascht uns der Regen. Was tun? Ist doch klar, auf so einer Reise hat man Zeit den Regen auszusitzen. Das versuchen wir dann auch. Doch nach einer halben Stunde hat es sich so richtig schön eingeregnet und somit „dürfen“ wir unsere Regenbekleidung testen.
Die römischen Ruinen lassen wir dann aufgrund des Regens aus, denn von innen sind wir mittlerweilen noch nasser als von aussen. Der Campingplatz ist zu, und so suchen wir eine Herberge. Ahh, ist das schön nicht zelten zu müssen bei diesem Wetter!
Unser Fazit zu Österreich: Teuer, sehr teuer – bestimmt so teuer wie bei uns – und hat viele schöne Ecken, die wir unbedingt noch einmal besuchen sollte.
Tagesetappen: 50 / 59 / 36 / 37 / 24 / 42 / 60